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Ming Wong

Kontakthope, 2010

Anhand von ausgewählten Szenen aus Pina Bauschs (1940–2009) „Kontakthof“ von 1978 reinszeniert der Video- und Performancekünstler Ming Wong (* 1971) das Tanztheater-Stück als Videoarbeit. Die Akteur*innen sind Künstler*innen und Kurator*innen aus Wongs persönlichem Berliner Arbeitsumfeld. Ausschnitte der Choreografie, mit der Bausch Dynamiken von Nähe und Distanz in Paarbeziehungen beschreibt, verwendet Wong, um sie auf Machtverhältnisse innerhalb des Kunstsystems zu beziehen.

Das Video zeigt zwei verschiedene Phasen der Choreografie im Split Screen. Links üben Personen in Sportbekleidung alltägliche Gesten, Tanzschritte und Interaktionen ein. Rechts führen sie dieselben Szenen in festlicher Abendkleidung auf. So werden Akteur*innen in bunten Kleidern Menschen in dunklen Anzügen gegenübergestellt. Dies kann als Anspielung auf das geltende binäre Geschlechterverhältnis verstanden werden.

Im Verlauf der Choreografie scheint es eine gleichberechtigte Darstellung der Geschlechterrollen zu geben. So dominieren in unterschiedlichen Szenen mal weiblich konnotierte Figuren mal männliche. Allein in der letzten Szene wird dieser Eindruck gebrochen: Im Zentrum steht reglos eine der als Frauenfiguren inszenierte Person, der sich immer mehr Männerfiguren nähern, um ihren spannungslosen Körper zu berühren. Diese Gesten sind nicht explizit gewaltvoll, scheinen jedoch nicht im gegenseitigen Einverständnis stattzufinden.

Die Strukturen männlicher Dominanz, die in dieser Einstellung eine deutliche Form finden, sind auf der Soundebene von Anfang an impliziert. Männlich konnotierte Stimmen singen Texte wie „Gnädige Frau, Sie sind ja so schön“. Diese begleiten die Tanzenden auf groteske Weise und setzen sie somit in den Kontext des männlichen Blicks.

Wong verbindet in seiner filmischen Neuinterpretation des Stücks von Pina Bausch Geschlechterverhältnisse mit Dynamiken innerhalb des Kunstbetriebs. So wirft er Fragen auf, wer über welche Handlungsmacht und Entscheidungsgewalt verfügt. In dieser Videoarbeit wird Wongs Interesse an Aspekten geschlechtlicher Identität deutlich, welches auch sonst in seinem Werk zu finden ist.

 

Autor*in:
Marie Newid
Ehem. Wissenschaftliche Volontärin
Pronomen: sie/ihr

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