Die Sammlung der Berlinischen Galerie präsentiert sich auf mehr als 1000 Quadratmetern mit rund 250 ausgestellten Arbeiten aus Malerei, Grafik, Fotografie, Architektur und den Künstler*innen-Archiven.
Der Rundgang ist eine Zeitreise durch Berlin: Kaiserreich, Weimarer Republik, nationalsozialistische Diktatur, Neuanfang nach 1945, Kalter Krieg in der geteilten Stadt und die sich im Schatten der Mauer in Ost und West entwickelnden alternativen Gesellschafts- und Lebensentwürfe. In Ost-Berlin bildete sich ab den späten 1970 er Jahren eine alternative Kulturszene aus. In West-Berlin zogen die aggressiven Werke der Neuen Wilden ab Ende der 1970 er Jahre erneut international Aufmerksamkeit auf die geteilte Stadt.
Tastmodelle, taktile Leitsysteme und eine inklusive Audio-App ermöglichen blinden und sehbehinderten Besucher*innen einen Zugang.

Richard Ziegler, Knabe im Sandkasten, 1926
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022Neu in der Dauerausstellung
Lovis Corinth (1858 – 1925) schuf 1913/14 einen spektakulären elfteiligen Gemäldezyklus für den Berliner Großindustriellen Ludwig Katzenellenbogen und dessen erste Frau Estella. Sechs der Gemälde befinden sich in der Sammlung der Berlinischen Galerie. Die comic-haften monumentalen Wandbilder waren lange Jahre nicht zu sehen und setzen in der Treppenhalle einen eindrucksvollen Akzent. Sie entstanden für das Speisezimmer des heute zerstörten Gutshauses Freienhagen bei Oranienburg. Corinth ist eng mit dem Aufbruch Berlins in die Moderne verbunden. Er engagierte sich ab 1900 für die Berliner Secession und stellte regelmäßig mit ihr aus. Zu ihren Ausstellungen luden die Secessionist*innen auch internationale Künstler*innen ein und zeigten die ganze Bandbreite moderner Stile: Naturalismus, Symbolismus, Jugendstil, Impressionismus und Pointillismus, die auch in der Dauerausstellung vertreten sind.
Im März 1912 eröffnete Herwarth Walden (1878– 1941) in Berlin die Galerie „Der Sturm“. Sie wurde für anderthalb Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Orte für moderne Kunst. Bereits der Name steht für die Energie und das Tempo, mit denen ihr Gründer die Avantgarden Europas nach Berlin holte. Waldens Interesse galt zunächst den noch wenig bekannten jungen Expressionist*innen, Futurist*innen und Kubist*innen. Mit sicherem Gespür für neue visuelle Formen zeigte er in den 1920er Jahren die ungarischen Konstruktivist*innen und den Russen Iwan Puni (1892–1956) oder bot dem Merz-Künstler Kurt Schwitters (1887–1948) ein Forum. Ebenso rastlos wie streitfreudig setzte er sich für „seine“ Künstler*innen ein, so dass „Der Sturm“ zum Inbegriff fortschrittlicher Kunstrichtungen wurde. Die Geschichte der Avantgarde-Galerie wird anhand zahlreicher Kunstwerke und Originaldokumente aus unseren Künstler*innen-Archiven erzählt.
Lange waren ihre Werke, die zu den kostbarsten unserer Sammlung zählen, auf Reisen. Jetzt ist die Anti-Kunst der Dadaist*innen wieder bei uns zu sehen. Die Dada-Bewegung entstand als politischkünstlerische Reaktion auf den Ersten Weltkrieg. Ihre Berliner Hauptvertreter*innen waren Hannah Höch (1889 – 1978), Raoul Hausmann (1886–1971), John Heartfield (1891–1968), George Grosz (1893 – 1959) und Johannes Baader (1875 – 1955). Mit ihren Arbeiten bezogen die Dadaist*innen radikal Stellung gegen den deutschen Nationalismus und Militarismus. Dada fand neue künstlerische Ausdrucksformen, mit denen die Künstler*innen aufklärerische Absichten verbanden. Provokation und Schock – in Bildern wie bei Bühnenauftritten – sollten die Gesellschaft zum Nachdenken über sich selbst anregen.
Eine lose Gruppierung von Künstler*innen entwickelte bereits Anfang der 1920er Jahre in Deutschland einen Stil, der auf die oft harte Lebensrealität reagierte. Er wurde schon bald als Neue Sachlichkeit bezeichnet. Die neusachlichen Maler*innen verband kein programmatisches Manifest. Sie orientierten sich vielmehr an der sichtbaren Welt. Damit distanzierten sie sich von der Formzertrümmerung des Expressionismus, aber auch von der antibürgerlichen Haltung des Dadaismus. Die ausgestellten Porträts der 1920er Jahre weisen ein breites Spektrum an künstlerischen Handschriften auf. Menschen und Gegenstände sind meist kühl, nüchtern und isoliert voneinander im Raum wiedergegeben.
Zum 125. Geburtstag von Conrad Felixmüller (1897–1977) präsentiert die Berlinische Galerie in einem Raum der Dauerausstellung 37 grafische Arbeiten und Archivmaterial aus der Sammlung Wilke. Hans-Jürgen Wilke war der letzte Drucker Felixmüllers und hat mit ihm von 1970 bis zu dessen Tod 1977 zusammengearbeitet. Wilkes umfangreiche Sammlung an Druckgrafiken zeigt das vielseitige Werk Felixmüllers, der zwei Weltkriege und unterschiedliche politische Systeme miterlebt hat. Im Zentrum seiner Darstellungen stand immer der Mensch. Ergänzt werden die Leihgaben durch ein Aquarell und ein Gemälde aus der Sammlung der Berlinischen Galerie.
Herbert Tobias‘ (1924 – 1982) Bilder aus Russland gehören zu den bemerkenswertesten Kriegsfotografien aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1943 wurde er als Soldat an die Ostfront in der Sowjetunion geschickt. Bereits mit 19 Jahren war Tobias ein talentierter Amateurfotograf. Wie viele Soldaten hat auch er im Krieg fotografiert, doch die metaphorische Dichte und Symbolhaftigkeit seiner Fotografien gehen über die üblichen Erinnerungsaufnahmen weit hinaus. In den einfühlsamen Bildern offenbart sich die Brutalität des Krieges, die Tobias‘ Haltung zur Welt nachhaltig prägte. Auch seine homosexuellen Neigungen werden hier noch vor seinem Coming-Out spürbar.
Vor allem im Westteil der Stadt entstanden seit den 1950er Jahren anspruchsvoll gestaltete Einfamilienhäuser. Ihre Architekt*innen orientierten sich bewusst an der Ästhetik des Neuen Bauens der 1920er Jahre. Die stilistische Spannbreite reichte vom organischen Bauen mit freien unregelmäßigen Formen nach dem Vorbild Hans Scharouns (1893–1972) bis zur Anknüpfung an die Funktionalität und Klarheit geprägten Ideale des Bauhauses. Die Grundrisse und ihre vielfältigen Bezüge zum Außenraum wurden eng auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen abgestimmt. Jedes Haus erhielt einen unverwechselbaren Charakter.
Ost-Berlin war seit den späten 1970er Jahren der wichtigste Ort für eine alternative Kulturszene in der DDR. Vor allem junge Künstler*innen distanzierten sich vom ideologisch geprägten Begriff des sozialistischen Realismus und entwickelten einen Gegenentwurf zu dessen vermeintlich wirklichkeitsnaher Darstellung des sozialistischen Alltags. Mit Nachdruck bestanden immer mehr junge Fotograf*innen auf ihre subjektive Wahrnehmung der Welt und forderten einen kompromisslosen Blick auf die Realität in der DDR. In den 1980er Jahren wurden in Galerien, Klub- und Kulturhäusern Ausstellungen organisiert, die zwar klein, aber für die Fotografieszene der DDR von großer Bedeutung waren. Wir zeigen Werke von Ulrich Wüst (*1949) und Maria Sewcz (*1960).
- Helden, Ritter, Ungeheuer.
Lovis Corinths Katzenellenbogen-Zyklus - Konservativ und modern. Kunst um 1900
- Aufbruch in die Moderne. Berliner Kunst um 1900
- Robert Petschow und das Neue Sehen
- Der Sturm. Schauplatz der Avantgarde 1912 – 1929
- Aufruhr und Neuanfang. Avantgarden in Berlin 1910 – 1933
- Dada in Berlin. Radikale Kunst ab 1918
- Drehscheibe zwischen Ost und West. Konstruktivismus und Neues Sehen in den 1920er Jahren
- Gesichter der Großstadt. Neue Sachlichkeit der 1920er Jahre
- Metropole Berlin. Neue Sachlichkeit der 1920er Jahre
- Berlin im Nationalsozialismus. Kunst 1933 – 1945
- Isoliert. Künstler*innen im Nationalsozialismus 1933 – 1945
- Stadt in Trümmern. Berlin nach 1945
- Abstraktion als Sprache der Freiheit. Kunst um 1950
- Individuell und funktional. Einfamilienhäuser in Berlin ab 1950
- Im Schatten der Mauer. Malerei der 1960er bis 1980er Jahre
- Die junge Generation. Fotografie in der DDR der 1980er Jahre
Auswahl vertretener
Künstler*innen
Otto
Dix
1891 - 1969
Naum
Gabo
1890 - 1977
Jacoba van
Heemskerck
1876 - 1923
Werner
Heldt
1904 - 1954
Hannah
Höch
1889 - 1978
Max
Liebermann
1847 - 1935
El
Lissitzky
1890 - 1941
Jeanne
Mammen
1890 - 1976
Ludwig
Meidner
1884 - 1966
Felix
Nussbaum
1904 - 1944
Georgij
Petrussow
1903 - 1971
Anton von
Werner
1843 - 1915
Heinrich
Zille
1858 - 1929
Hans
Uhlmann
1900 - 1975
Sasha
Stone
1895 - 1940
Henry
Ries
1917 - 2004
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