Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand, auf Leinwand kaschiert |
Maße | 48 x 64 cm |
Signatur | monogrammiert oben rechts: LvH |
Restauriert mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
Forschungsstand
Die Provenienz ist ungeklärt und wird weiter erforscht.
Rätsel um einen Käufer
Volker Westphal (1938–2017), der dieses Gemälde 2018 an die Berlinische Galerie verkaufte, arbeitete seit 1966 als Kunsthändler in Berlin. Er führte sein Geschäft zuletzt in einer großzügigen Wohnung am Kaiserdamm 118. Wann und aus wessen Besitz „Reiter an der Felsenbucht“ zu ihm kam, ist unbekannt. Noch 2012 wurde das Gemälde zu einem sehr niedrigen Schätzpreis über das Auktionshaus Hugo Ruef in München als „Nackter Knabe zu Pferd am Strand einer felsigen Meeresküste“ angeboten und dort für 9.000 € verkauft. Anschließend bewarb es die ebenfalls in München ansässige Kunsthandlung Kunkel Fine Art.
Wo sich der „Reiter an der Felsenbucht“ vor 2012 befand, ist weitgehend ungeklärt. Über den auf dem Keilrahmen des Gemäldes noch schwach lesbaren Namen „Guttmann“ ließ sich recherchieren, dass es 1917 Teil der Sammlung des Kaufmanns Albrecht Guttmann (1845–1919) war, der in einer Villa Am kleinen Wannsee 2 lebte.
Am 18. Mai 1917 wurden mehr als 20 Werke der Sammlung Albrecht Guttmann in den Räumen von Paul Cassirer und Hugo Helbing, gelegen am Kurfürstendamm, zur Auktion gebracht. Darunter befanden sich bedeutende Gemälde von Claude Monet und Max Liebermann.
„Reiter an der Felsenbucht“ wurde an diesem Tag als „Nackter Reiter“ angeboten. Notizen in einem in Zürich erhaltenen Auktionskatalog besagen, dass ein Wilhelm Caspari aus Berlin-Wilmersdorf das Gemälde für 2.050 Mark erwarb. Doch wer war Wilhelm Caspari?
Das Berliner Adressbuch von 1917 weist unter diesem Namen einen Juristen, ansässig auf der Grenze zwischen Grunewald und Schmargendorf (heute Wilmersdorf), sowie einen Arzt in Charlottenburg aus. Beide wurden nach 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Der Jurist starb 1936. Der Arzt, einer der wichtigsten deutschen Krebsforscher seiner Zeit, kam 1944 im Ghetto Litzmannstadt zu Tode. War einer von ihnen der Käufer bei Cassirer und Helbing? Besaß er das Gemälde noch in den 1930er Jahren? Gab es einen NS-verfolgungsbedingten Entzug? Ist „Reiter an der Felsenbucht“ schließlich mit jenem nahezu gleich großen Werk identisch, das am 2. Juli 1936 im Berliner Auktionshaus Mandelbaum und Kronthal, ansässig auf der Kurfürstenstraße, als „Reiter am Strand“ mit dem Besitzer*innen-Kürzel M. S. zum Verkauf stand? Diese Fragen müssen durch weitere Forschungen dringend beantwortet werden.