Willi Maillard

Nackte Frau, 1911/12

Gemälde von Willi Maillard, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm

Willi Maillard (1879–1945), Nackte Frau, 1911/12

Gattung Gemälde
Material Öl auf Leinwand
Maße 120 x 100 cm
Signatur unbezeichnet

Restauriert mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung

Forschungsstand

Die Provenienz ist geklärt. Das Werk gilt nicht als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.

Ein privates Bild?

Willi Maillard beließ das von kräftigen Farbflächen bestimmte Gemälde unbezeichnet und möglicherweise auch unvollendet. Es ist nicht geklärt, wer ihm hier Modell stand. Vielleicht handelt es sich um seine Frau Cläre (1892–1966), geb. Zechlin, die er 1910 heiratete. Dafür spricht eine gewisse Ähnlichkeit zu einem etwa zehn Jahre später entstandenen Porträt. 

Gemälde von Willi Maillard, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cm, 91 x 79 cm

Cläre Maillard, um 1920 von Willi Maillard porträtiert. Sie könnte das Modell der „Nackten Frau“ gewesen sein.

Cläre Maillard, um 1920 von Willi Maillard porträtiert

© Urheberrechte am Werk erloschen, Repro: Kai-Annett Becker

„1912 wurde Prof. Maillard (Kgl. Kunstschule Berlin) mein Lehrer. Er erteilte einen erregenden Unterricht, lehrte seine Schüler das Wesen und den Reiz der Farbe empfinden, wies auf van Gogh und Cezanne [sic] hin und war ein fanatischer Antreiber. Es entstanden stark farbige Aquarelle und von Japan beeinflußte Holzschnitte.“

Georg von der Vring (1889–1968), wohl um 1930 

Rückseite eines Bilderrahmens, Detailansicht einer handschriftlichen Notiz

Die Notiz „Herr Maillard“ auf dem Keilrahmen des Gemäldes. Anscheinend hat der Maler das Bild für eine bestimmte Zeit zu einem unbekannten Zweck abgegeben.

Ob Maillard das Motiv jemals ausstellen wollte, ist fraglich. Wenn es sich bei der „Nackten Frau“ tatsächlich um Cläre handelte, war das Gemälde vielleicht nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Es hat sich in der Familie erhalten. Allerdings ist „Herr Maillard“ mit Bleistift auf den Keilrahmen geschrieben. Das spricht dafür, dass das Bild zu einem unbestimmten Zeitpunkt einmal zur Aufbewahrung in andere Hände übergeben wurde.

1943, nachdem ein Bombenangriff auf Berlin die Wohnung und das Atelier mit einem Teil seiner Werke zerstört hatte, zog Maillard mit seiner Familie nach Konstanz. Er starb dort 1945. Cläre Maillard verbrachte ihre letzten Jahre bis 1966 in Meersburg und (Berlin).

1979 wandten sich Maillards Tochter Katharina und ihr Mann Ludwig Greve zum ersten Mal an die Berlinische Galerie. Sie erkundigten sich, ob ein Interesse am künstlerischen Nachlass von Willi Maillard bestünde. Gründungsdirektor Eberhard Roters (1929–1994) erkannte die Qualität der Malerei und war bereit, vier Werke zu übernehmen. Doch der Kontakt brach ab. Erst 1990 wandte sich Maillards Schwiegersohn erneut an die Berlinische Galerie und vermittelte mehrere Dauerleihgaben. 

Ludwig Greve starb 1991. Katharina Greve und ihre Tochter Julia entschieden sich 1995 zu einer großzügigen Schenkung von insgesamt 24 Werken, darunter „Nackte Frau“.

Brief, Schreibmaschine auf Papier

Ludwig Greve, der Schwiegersohn Willi Maillards, wendet sich an Jörn Merkert, den Direktor der Berlinischen Galerie, 22. März 1990

© Repro: Berlinische Galerie