Jacoba van Heemskerck

Landschaft, Bild I, um 1914

Gemälde von Jacoba van Heemskerck, Öl auf Leinwand, 81 x 100 cm

Jacoba van Heemskerck (1876–1923), Landschaft, Bild I, um 1914

Gattung Gemälde
Material Öl auf Leinwand
Maße 81 x 100 cm
Signatur signiert unten rechts: Jacoba v. Heemskerck

Forschungsstand

Die Provenienz ist geklärt. Das Werk gilt nicht als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.

Ein weiter Weg

Fritz Schön (1881–?) war ein international vernetzter Geschäftsmann aus Werdau in Sachsen. In Berlin bewegte er sich unter den Freund*innen junger Kunst und sammelte früh Gemälde von Wassily Kandinsky (1866 – 1944) und Lyonel Feininger (1871–1956).

1919 entschied er sich in der Galerie Ernst Arnold in Dresden zum Kauf von „Landschaft, Bild I“. Das Gemälde war dort in der Ausstellung „Der Sturm. Expressionisten, Futuristen, Kubisten“ zu sehen, einem Gastspiel der Berliner Galerie „Der Sturm“ und ihres legendären Leiters Herwarth Walden (1878–1941).

Schwarz-Weiß-Fotografie

Fritz Schön (3. von rechts) bei einem Bankett der Berliner Secession, fotografiert von Erich Salomon. Mit am Tisch: Julius Meier-Graefe, Gertrud Simon, Eugen Spiro, Annemarie Meier-Graefe, Elisabeth Spiro, um 1929

Fritz Schön (3. von rechts) bei einem Bankett der Berliner Secession, fotografiert von Erich Salomon. Mit am Tisch: Julius Meier-Graefe, Gertrud Simon, Eugen Spiro, Annemarie Meier-Graefe, Elisabeth Spiro, um 1929

© Ullstein bild - Erich Salomon

„Lieber Herwarth,
Dank für dein Brief vom 3. Mai. Schön das Bild 1. in Dresden verkauft ist.“

Jacoba van Heemskerck an ihren Berliner Galeristen Herwarth Walden, Wageningen, 9. Mai. 1919

Buchumschlag mit Grafik und Titel „Jacoba van Heemskerck, Sturm- Bilderbuch VII", Druck, Pappe

Jacoba van Heemskerck war eine der wichtigsten Künstlerinnen der Galerie „Der Sturm“, die in der Potsdamer Straße 134 ansässig war. Ab 1914 wurde sie dort regelmäßig ausgestellt. Nach ihrem frühen Tod 1923 widmete ihr Herwarth Walden den siebenten Band seiner Sturm-Bilderbücher.

© Repro: Anja Elisabeth Witte

1931 wurde Fritz Schön Bürger der Schweiz und lebte in Ascona, unweit des Monte Verità. Ascona war für die Kunstwelt der Weimarer Republik ein magischer Ort. Wer sich dort niederließ, suchte das Geistige der Kunst in sein Leben zu überführen und ein von Besitz befreites Dasein. So übergab Schön ab 1929 Werke seiner Sammlung an die Galerie Ferdinand Möller am Schöneberger Ufer in Berlin und deponierte weitere in der Nationalgalerie. Bei guten Preisen wäre er zu Verkäufen bereit gewesen. Doch da Ferdinand Möller (1882–1956) diese nicht erzielen konnte, blieb die Mehrzahl der Werke über Jahre hinweg in Berlin eingelagert, darunter auch „Landschaft, Bild I“.

Brief, Schreibmaschine auf Papier und handschriftliche Notizen

Preisanfragen zu Werken von musealer Qualität. Brief von Fritz Schön aus Ascona an Ferdinand Möller, 23. November 1931

Brief von Fritz Schön aus Ascona an Ferdinand Möller, 23. November 1931

© Repro: Berlinische Galerie
Schwarz-Weiß-Fotografie: Gebäudefassade der Galerie Ferdinand Möller

Die Galerie Ferdinand Möller, Schöneberger Ufer, um 1930

Die Galerie Ferdinand Möller, Schöneberger Ufer, um 1930

© unbekannt; Repro: Berlinische Galerie

„Wenn diese Sachen so kleine Preise bringen, so muss man lieber nicht an Verkauf denken, sondern sich weiter dran freuen, wenn man sie ab und zu mal wieder bei Herrn Möller sieht. Noch schöner wäre es, sie würden bei befreundeten Menschen ‚gebraucht‘ an der Wand hängen und man könnte sie ab und zu beäugen.“


Fritz Schön an Ferdinand Möller, Ascona, 10. Juni 1936

Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München am 19. Juli 1937, dem Höhepunkt der Verfemung der Moderne in der Zeit des Nationalsozialismus, gingen die Möller übergebenen Werke an die Familie Schön zurück.

Der Sammler verließ die Schweiz vermutlich bei Kriegsbeginn, ging zunächst in die USA und später nach Kanada. Im Oktober 1942 übergab sein Sohn Robert die von Möller zurückerhaltenen Werke an die Dominion Gallery in Montreal zum Verkauf. Ein Kontakt zu deren Leiter, dem aus Düsseldorf emigrierten jüdischen Kunsthändler Max Stern (1904–1987), hatte sich wahrscheinlich schon 1938 in London ergeben. Wie Fritz Schön war auch Stern unter den Leihgebern der Ausstellung „Exhibition of Twentieth Century German Art“ in den New Burlington Galleries, einem engagierten Bekenntnis zur Qualität der deutschen Moderne und einer Stellungnahme gegen die nationalsozialistische Kunstpolitik.

Buchumschlag mit Grafik und Titel, Druck, Papier

Eine wichtige Adresse für moderne Kunst in Kanada. Die Fassade der Dominion Gallery in Montreal auf einem Katalogeinband

Katalog, Dominion Gallery, Montreal, March 1972

© Rückseite des Katalogs: Sorel Etrog: sculpture, drawings [exhibition]; March 1972 / Dominion Gallery, Montreal. Rare Book Division Max Stern Collection, Universitätsbibliothek McGill University, Montreal
Aufkleber auf Bilderrahmen, mit Angaben zum Kunstwerk

Ein auf dem Keilrahmen erhaltener Aufkleber der Dominion Gallery

Erst 1948 verkaufte Max Stern „Landschaft, Bild I“ als „Mountain Landscape“ an den kanadischen Geschäftsmann William Hanbury Budden (1908–1979). Spätestens 1974 ging das Gemälde von ihm zurück an die Dominion Gallery. 1978 gelangte es durch einen erneuten Verkauf durch Stern zurück in die Niederlande, wo das Werk 65 Jahre zuvor entstanden war. Hier wurde „Landschaft, Bild I“ von der Hamburger Galerie Brockstedt entdeckt, die das Interesse der jungen Berlinischen Galerie an Werken von vergessenen Künstler*innen kannte.