Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 90 x 73 cm |
Signatur | signiert oben rechts: RB |
Restauriert mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
Forschungsstand
Die Provenienz ist ungeklärt und wird weiter erforscht.
Wege versanden
1984 erwarb die Berlinische Galerie das Gemälde „Mary Franck“ aus Privatbesitz. Auf Nachfrage gab die ehemalige Eigentümerin an, dass sie das Werk in einem heute noch existierenden Antiquitätengeschäft in Berlin gekauft habe. Dessen Inhaber konnte sich nicht mehr erinnern, wo er das Bild erstand, vermutlich bei einer Wohnungsauflösung vor etwa 30 bis 40 Jahren. Wessen Wohnung geräumt wurde und wann, konnte aufgrund fehlender Dokumentation und verblasster Erinnerungen nicht geklärt werden – eine Situation, in der sich Provenienzforscher*innen immer wieder befinden.
Überraschenderweise wurde im Bestand der Berlinischen Galerie eine Fotografie gefunden, die Hinweise zur Beziehung zwischen der Porträtierten und dem Maler liefert. Wie die Fotografie hierher kam, ist unklar, vielleicht gelangte sie beim Kauf zusammen mit dem Gemälde in unsere Sammlung.
„Verehrte Frau Mary,
Hier das gewünschte Selbstporträt!
Ich habe aber jetzt wieder einen Schnurrbart.
Warum sind Sie nicht zum Künstlerfest gekommen,
habe mich gestern dort schrecklich gelangweilt.
Sehr grüßt
Ihr erg. Robert Breyer“
Die schriftlichen Grüße lassen auf eine von Sympathie getragene, gar humorvolle Beziehung zwischen Robert Breyer und Mary Franck schließen. Das fotografierte Selbstporträt des Künstlers stammt aus dem Jahr 1928, die freundliche Mitteilung erreichte Franck also, nachdem sie von Breyer porträtiert worden war.
Doch auf welchem Künstler*innenfest mag sich Breyer gelangweilt haben, könnte es eine Vergnügung der Berliner Secession gewesen sein?
Breyer und die Berliner Secession
Die Berliner Secession gründete sich 1898 als Gegenpol zum bis dahin dominierenden akademisch-konservativen Kunstbetrieb. Mit ihren Ausstellungen brachte sie die internationale Kunstwelt und neue Kunstströmungen in die Hauptstadt. 1901 zog Robert Breyer nach Berlin und nahm von 1902 bis 1913 regelmäßig an den Ausstellungen der Gruppe teil. In dieser Zeit stellte er größtenteils Stillleben aus, gefolgt von Porträt- und Interieurmalerei.
Da kein Werkverzeichnis zu Breyer vorliegt oder in Vorbereitung ist, war es naheliegend, sich den Ausstellungskatalogen der späten Secession zu widmen. Allerdings ist das Gemälde „Mary Franck“ darin nicht nachgewiesen. Es gibt auch keine Hinweise dazu in den Dokumenten der Berliner Galerie Paul Cassirer, in der Breyer mehrheitlich ausstellte. Eine tiefere Recherche in weiteren Archiven steht noch aus.