Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 95 x 60 cm |
Signatur | signiert und datiert unten rechts: RZ 1925 |
Forschungsstand
Die Provenienz ist geklärt. Das Werk gilt nicht als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.
Bilder mit Charakter
Das Jahr 1925, in dem auch „Mädchen mit Hampelmann“ entstand, war für Richard Ziegler überaus ereignisreich. Er heiratete seine erste Frau, die Malerin Mathilde Rosenthal (1898–?), die er kurz zuvor auf Capri kennengelernt hatte. Die Großnichte von Max Liebermann bewog Ziegler, seine Geburtsstadt Pforzheim zu verlassen und mit ihr in ihre Heimatstadt Berlin zu gehen.
Der Umzug war mit einem ersten künstlerischen Erfolg verbunden, denn bereits im Februar 1925 richtete ihm die renommierte Galerie Casper am Kurfürstendamm 233 eine Einzelausstellung aus.
„Bei Casper lernen wir einen neuen Künstler kennen: Richard Ziegler aus Pforzheim. Er ist Autodidakt und hat unstreitig Begabung. Die Bildnisse, die er bringt, haben Charakter und malerischen Schwung.“
in: Der Kunstwanderer. Halbmonatsschrift für Alte und Neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen, 1./2. Februarheft 1925, S. 192
Die Galerie Casper setzte sich bereits seit 1897 für moderne Kunst ein und förderte bis zu ihrer Schließung 1932 junge Positionen. Auch Felix Nussbaum (1904–1944) und Bruno Krauskopf (1892–1960) hatten dort ihre ersten Ausstellungen.
Ob „Mädchen mit Hampelmann“ in der Galerie Casper angeboten wurde, ist noch ungeklärt. Ebenso, wie lange Ziegler das Gemälde mit sich führte, nachdem er sein Atelier in Berlin-Wilmersdorf, Homburger Straße 4, angesichts der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlassen hatte. Ab 1933 lebte er in Kroatien, 1936 für einige Monate in Paris und anschließend bis 1961 in England. 1963 folgten mehr als zwanzig Jahre auf Mallorca.
„Es ist Zeit, dass ich fortkomme. In Deutschland sind mir die Gefängnisse zu voll mit meinesgleichen. Nacht, Schweigen, meine Arbeit verbergen, untertauchen. Nüchtern rechnen, fordern, handeln. Allen misstrauen, auf keinen warten, arbeiten und wachen.“
Richard Ziegler in einem Tagebucheintrag vom 24. März 1933
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, befanden sich Richard Zieglers wichtigste Arbeiten im Besitz der Familie in Pforzheim. Durch die Vermittlung einer Freundin wanderten sie von dort Ende der 1950er Jahre ins nahegelegene Calw. 1982 brachte Ziegler hier große Teile seines künstlerischen Werkes in die von ihm gegründete Richard-Ziegler-Stiftung ein. Eines der Gemälde war „Mädchen mit Hampelmann“. Zugunsten der Stiftung wurde es 1986 über die Berliner Galerie Bodo Niemann an die Berlinische Galerie verkauft.