Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 81 x 100 cm |
Signatur | signiert unten rechts: Jacoba v. Heemskerck |
Forschungsstand
Die Provenienz ist geklärt. Das Werk gilt nicht als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut.
Ein weiter Weg
Fritz Schön (1881–?) war ein international vernetzter Geschäftsmann aus Werdau in Sachsen. In Berlin bewegte er sich unter den Freund*innen junger Kunst und sammelte früh Gemälde von Wassily Kandinsky (1866 – 1944) und Lyonel Feininger (1871–1956).
1919 entschied er sich in der Galerie Ernst Arnold in Dresden zum Kauf von „Landschaft, Bild I“. Das Gemälde war dort in der Ausstellung „Der Sturm. Expressionisten, Futuristen, Kubisten“ zu sehen, einem Gastspiel der Berliner Galerie „Der Sturm“ und ihres legendären Leiters Herwarth Walden (1878–1941).
„Lieber Herwarth,
Dank für dein Brief vom 3. Mai. Schön das Bild 1. in Dresden verkauft ist.“Jacoba van Heemskerck an ihren Berliner Galeristen Herwarth Walden, Wageningen, 9. Mai. 1919
1931 wurde Fritz Schön Bürger der Schweiz und lebte in Ascona, unweit des Monte Verità. Ascona war für die Kunstwelt der Weimarer Republik ein magischer Ort. Wer sich dort niederließ, suchte das Geistige der Kunst in sein Leben zu überführen und ein von Besitz befreites Dasein. So übergab Schön ab 1929 Werke seiner Sammlung an die Galerie Ferdinand Möller am Schöneberger Ufer in Berlin und deponierte weitere in der Nationalgalerie. Bei guten Preisen wäre er zu Verkäufen bereit gewesen. Doch da Ferdinand Möller (1882–1956) diese nicht erzielen konnte, blieb die Mehrzahl der Werke über Jahre hinweg in Berlin eingelagert, darunter auch „Landschaft, Bild I“.
„Wenn diese Sachen so kleine Preise bringen, so muss man lieber nicht an Verkauf denken, sondern sich weiter dran freuen, wenn man sie ab und zu mal wieder bei Herrn Möller sieht. Noch schöner wäre es, sie würden bei befreundeten Menschen ‚gebraucht‘ an der Wand hängen und man könnte sie ab und zu beäugen.“
Fritz Schön an Ferdinand Möller, Ascona, 10. Juni 1936
Kurz vor der Eröffnung der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München am 19. Juli 1937, dem Höhepunkt der Verfemung der Moderne in der Zeit des Nationalsozialismus, gingen die Möller übergebenen Werke an die Familie Schön zurück.
Der Sammler verließ die Schweiz vermutlich bei Kriegsbeginn, ging zunächst in die USA und später nach Kanada. Im Oktober 1942 übergab sein Sohn Robert die von Möller zurückerhaltenen Werke an die Dominion Gallery in Montreal zum Verkauf. Ein Kontakt zu deren Leiter, dem aus Düsseldorf emigrierten jüdischen Kunsthändler Max Stern (1904–1987), hatte sich wahrscheinlich schon 1938 in London ergeben. Wie Fritz Schön war auch Stern unter den Leihgebern der Ausstellung „Exhibition of Twentieth Century German Art“ in den New Burlington Galleries, einem engagierten Bekenntnis zur Qualität der deutschen Moderne und einer Stellungnahme gegen die nationalsozialistische Kunstpolitik.
Erst 1948 verkaufte Max Stern „Landschaft, Bild I“ als „Mountain Landscape“ an den kanadischen Geschäftsmann William Hanbury Budden (1908–1979). Spätestens 1974 ging das Gemälde von ihm zurück an die Dominion Gallery. 1978 gelangte es durch einen erneuten Verkauf durch Stern zurück in die Niederlande, wo das Werk 65 Jahre zuvor entstanden war. Hier wurde „Landschaft, Bild I“ von der Hamburger Galerie Brockstedt entdeckt, die das Interesse der jungen Berlinischen Galerie an Werken von vergessenen Künstler*innen kannte.