Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 120 x 71 cm |
Signatur | signiert und datiert unten rechts: „RZ 26“ |
Forschungsstand
Die Provenienz ist ungeklärt und wird weiter erforscht.

Unbekannte*r Fotograf*in, Porträt von Rudolf Levy, undatiert
© Leo Baeck Institute
Eine täuschende Zuschreibung zu Rudolf Levy
Als sich 1921 der Maler Rudolf Levy (1875–1944) in Berlin niederlässt, ist er bereits international bekannt. In Paris verkehrte er vor dem Ersten Weltkrieg im legendären Café du Dôme, einem Treffpunkt für wegweisende Künstler*innen seiner Zeit. Dort lernt er den renommierten Galeristen Alfred Flechtheim (1878–1937) kennen, der seine Gemälde ab 1922 in Berlin ausstellt.

Ausstellungskatalog Rudolf Levy der Galerie Alfred Flechtheim, Umschlag, Juni 1922
© Universitätsbibliothek Heidelberg, https://doi.org/10.11588/diglit.70176#0001

Rudolf Levy, „Bildnis Max V.“, 1921, in: Ausstellungskatalog Rudolf Levy der Galerie Alfred Flechtheim, Juni 1922
© Universitätsbibliothek Heidelberg, https://doi.org/10.11588/diglit.70176#0009
Als jüdische Person wird Levy mit Beginn des Jahres 1933 in Deutschland verfolgt. Er verlässt Berlin, geht auf eine Odyssee durch mehrere Länder und hofft vergeblich, dass Florenz ein sicherer Aufenthaltsort sein wird. 1943 wird er von der Gestapo verhaftet, per Lastwagen und Zug in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und vermutlich schon am Tag seiner Ankunft, dem 6. Februar 1944, ermordet.
Vor diesem Hintergrund, aufgrund der künstlerischen Qualität von Levys Œuvre und seinem Bezug zu Berlin, sucht Eberhard Roters (1929–1994), der ehemalige Direktor der Berlinischen Galerie, Jahrzehnte später nach einem Gemälde von Levy für die museumseigene Sammlung. Die Möglichkeit zu einem Ankauf ergibt sich schließlich im März 1984, als der Berliner Kunsthändler Hans-Joachim Bredow dem Museum das „Gemälde eines Knaben im Sandkasten“ aus seinem Privatbesitz anbietet.
„Das Gemälde „Knabe im Sandkasten“ ist ein repräsentatives Hochformat im Stil des Künstlers zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit aus der Mitte der 20er Jahre.“
Eberhard Roters, 20.6.1984, in: Empfehlung zur Erwerbung von Kunstwerken zugunsten des Landes Berlin
Recherchen zur Klärung der Provenienz des Gemäldes verliefen zunächst ergebnislos. Auf welchem Weg es in den Besitz von Hans Joachim Bredow gelangte, ist nicht bekannt. Zudem fand sich in der Literatur zu Levys Œuvre keine Spur des „Knaben im Sandkasten“. Nach einer intensiven Sichtung seiner Gemälde der 1920er-Jahre entstanden Zweifel an der Zuschreibung. Nicht nur die Malweise schien von anderen Werken aus dieser Zeit abzuweichen, sondern auch die Signatur. Die Zweifel bestätigten sich, denn das unten rechts aufgebrachte Monogramm ließ sich dem Maler Richard Ziegler zuordnen, der seit 1987 mit einem stilistisch anderen Gemälde, dem „Mädchen mit Hampelmann“ aus dem Jahr 1925, in der Sammlung vertreten ist.
Damit begannen tiefere Recherchen zum Werk von Richard Ziegler. Inzwischen spricht vieles dafür, dass er mit dem Gemälde einen Porträtauftrag ausführte. 1928 ist in seinem Atelier das heute verschollene Bildnis eines Mädchens nachgewiesen, das als Pendant zum Gemälde des Knaben gesehen werden kann. Bislang gibt es aber auch für dieses Bildnis keinen Hinweis auf die Auftraggeber*innen. Familienangehörige sind vor dem Hintergrund bekannter Porträts ebenso denkbar, wie andere Interessent*innen an Zieglers Malstil. So bleiben die Hintergründe zur Entstehung des „Knaben im Sandkasten“ bis heute ebenso offen wie seine dazugehörige Provenienz.

Unbekannte*r Fotograf*in, Richard Ziegler im Atelier, 1928, im Hintergrund das „Bildnis eines Mädchens vor Blumen“
© Cornelia Ziegler; Repro: Richard-Ziegler-Stiftung der Stadt Calw

Richard Ziegler, Mädchen mit Hampelmann, 1925
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020; Repro: Kai-Annett Becker