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Mareike Bernien
& Alex Gerbaulet

Im IBB -Videoraum

Filmstill: Zweigeteiltes Bild, das in der linken Bildhälfte eine alte, leicht verwackelte und verblichene Aufnahme eines Hauses und einer großen Giftwolke und in der rechten Bildhälfte eine Felsenwand zeigt.

Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Sonne Unter Tage, 2022, film still

© pong film

Sonne Unter Tage (2022)

„Sonne Unter Tage“ (2022 , 39 Min.) ist ein essayistischer Film, in dem sich Mareike Bernien und Alex Gerbaulet mit dem Uranabbau in Sachsen und Thüringen zu Zeiten der DDR beschäftigen. Ausgangspunkt war ihr Interesse an Industriegeschichte, erinnerungspolitischen Fragestellungen und einem politischen Verständnis von Landschaft. Wichtig war den beiden, selbstermächtigende Handlungspraxen wie die der DDR -Umweltbewegung in den Fokus zu rücken. So spüren die Filmemacher*innen dem Element Uran auf Grundlage von Gesprächen mit Aktivist*innen, Anwohner*innen und ehemaligen Bergarbeiter*innen nach. Dies geschieht in Bergbaumuseen, in Archivmaterialien, unter Tage und in den heutigen Landschaften. Die Unabschließbarkeit des Atomzeitalters wird deutlich, denn Uran kehrt immer wieder: Als Krebs in die Lungen der Arbeiter*innen, in Form der Wolke, die 1986 aus Tschernobyl wehte, oder unter der Deckschicht der heute mit Gras bewachsenen Halden.

Trailer

Tiefenschärfe (2017)

In „Tiefenschärfe“ (2017, 14:30 Min.) untersuchen Bernien und Gerbaulet Orte in Nürnberg, an denen der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund (NSU) zwischen 2000 und 2005 drei Morde verübt hat. Die rassistischen Ermittlungen der Polizei richteten sich in einer krassen Täter-Opfer-Umkehr bis zur Selbstenttarnung des „NSU“ 2011 ausschließlich gegen die Mordopfer und deren Familien. In ihrem Film setzen die Künstler*innen ein Prinzip der beobachtenden Umkreisung ein, das heißt, sie kontextualisieren die Tatorte über ihre Umgebung und zeigen ihre heutige Be- und Umnutzung. Als formal-ästhetischen Hinweis auf das gravierende Versagen gesellschaftlicher Strukturen und Institutionen gerät die horizontale Bildachse dabei immer wieder aus dem Lot.

Die Künstler*innen

Mareike Bernien ist Künstlerin, Filmemacherin und Dozentin. Sie lehrt aktuell an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Alex Gerbaulet arbeitet als Künstler*in in Film und Lehre sowie in Auswahljurys für Filmfestivals. Zudem ist Alex als Produzent*in tätig. Bernien und Gerbaulet sind Teil der Produktionsplattform pong film und realisieren sowohl gemeinschaftlich als auch individuell Filme.

IBB-Videoraum

Im IBB-Videoraum werden seit 2011 Künstler*innen präsentiert, die mit zeitbasierten Medien arbeiten. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Namen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Positionen, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden. Jedes Screening erlaubt eine neue Auseinandersetzung mit  Werken, die mediale oder auch politische und soziale Fragestellungen anstoßen. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, marginalisierten Perspektiven Raum zu geben und Auswirkungen von Machtstrukturen sichtbar zu machen.