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Provenienzen

Kunstwerke wandern

Kunstwerk: Eine nackte, weiblich gelesene Person steht auf einem Farn und hat den Kopf auf ihre verschränkten Arme gelegt. Im Hintergrund ist eine sonnenartige, orange-gelbe Form auf schwarzem Untergrund zu sehen.

Fidus (Hugo Höppener), Tempeltanz der Seele, um 1910

© Urheberrechte am Werk erloschen, Repro: Roman März

„Die Kunstwerke wandern. Das war und ist ihr Schicksal, und niemals wird es sich ändern.“ So beschrieb 1925 der Kunstkritiker Adolph Donath die Provenienzforschung, die heute fester Bestandteil der Museumspraxis ist. Sie erforscht Besitzverhältnisse und Unrechtskontexte in der Herkunftsgeschichte von Kulturgut. In Museen der Klassischen Moderne er­mit­telt sie vorrangig Gemälde, Skulpturen oder Zeichnungen, die jüdischen Verfolgten des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 geraubt oder abgepresst worden sind.

Die Ausstellung knüpft an eine von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderten Präsentation an, die aufgrund der Corona-Pandemie 2020 und 2021 nur wenige Tage zu sehen war, und dokumentiert exemplarisch den aktuellen Stand einer fortlaufenden Untersuchung der Sammlung der Berlinischen Galerie. Zu einer Salonhängung von fast 40 selten gezeigten Gemälden vermitteln digitale Medien Recherchestände, Wissenslücken und Forschungsanforderungen. Mit originalen Dokumenten wird außerdem die Geschichte des 1910 von Fidus (Hugo Höppener) geschaffenen „Tempeltanz der Seele“ erzählt. 2017 wurde dieser Gemäldezyklus als NS-Raubkunst identifiziert, proaktiv restituiert und aus der Familie der ehemaligen Auftraggeber*innen für die Sammlung der Berlinischen Galerie wiedererworben. Es wird deutlich: Jedes Werk ist gewandert, und das Wissen um diese Wege erweitert den Blick auf die Kunst.