Standortwechsel

Foto: Viele Menschen unterschiedlichen Alters, mit und ohne Gehbehinderungen laufen durch einen Ausstellungsraum mit einer Laserinstallation.
© Pascal Rohè

„Standortwechsel“ ist ein Residenzprogramm für Berliner Künstler*innen oder Kollektive, die selbst von Ausschlüssen betroffen sind oder mit benachteiligten Gruppen kooperieren. Die Berlinische Galerie und Jugend im Museum laden sie ein, gemeinsam über ein Jahr hinweg im Museum zu arbeiten und ihre Perspektiven einzubringen.

Die öffentliche Kunstaktion hat die Absicht, neue Stimmen im Ausstellungsraum zu versammeln und Menschen ins Gespräch zu bringen. Standortwechsel ist ein solidarischer Raum, in dem es um die Frage geht, wie wir im Kunstmuseum gesellschaftliche Inklusion leben können.

Gefördert durch die Schering Stiftung

Standortwechsel 2022 + 2023

Nähwerkstatt
Zehn Frauen aus der Nähwerkstatt des kurdischen Elternvereins Yekmal e.V. treffen sich seit April 2022 zweimal monatlich zu einem Kunstprojekt in den Räumen der Berlinischen Galerie. Die Frauen sind Kurdinnen und kommen aus dem Nordirak. Sie teilen die Liebe und Leidenschaft für Kleidung, die ihre kurdische Identität zum Ausdruck bringt. In der Berlinischen Galerie befragt die Gruppe in Begleitung von zwei Kunstvermittlerinnen ihre Beziehung zur Natur und beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Natur und Kurdischer Kleidung. Es entsteht eine Landschaft aus Geschichten, Skizzen, Modeentwürfen und Kleidungsstücken. 

Projektteam: Payman Abdulla (Gruppenleitung), Naeima Fatah, Akram Ghodsi, Beate Gorges (künstlerische Leitung), Shukriyeh Hasan Ali, Gashaw Hussein, Maryna Markova (künstlerische Leitung), Parzhin Mustafa, Sakar Mustafa, Haunaz Raheem, Bahar Salim, Behjat Tatai

Eine Kooperation der Berlinischen Galerie mit Jugend im Museum e.V., dem Verein der Eltern aus Kurdistan in Deutschland -Yekmal e.V. und Koopkultur e.V.

Vätergruppe
Seit Mai 2022 treffen sich zwölf Männer der "Vätergruppe" des kurdischen Elternvereins Yekmal e.V. zweimal monatlich in der Berlinischen Galerie. Die Männer kommen aus Nordsyrien und dem Nordirak. Sie besuchen die Ausstellungen des Museums und teilen ihre Meinungen und Inspirationen, die sich immer wieder mit Erzählungen über ihre Herkunft und ihr Kurdisch-Sein verweben. Der Lehrer Ajo Amin und der Bildende Künstler Marcos Garcia Pérez begleiten die Gruppe. Sie experimentieren mit performativen und zeichnerischen Übungen, die kollektive Praxis fördern. Sie geben auch humorvolle bis überraschende Antworten auf die Frage, wie wir uns selbst künstlerisch ausdrücken können. Aus dem Prozess wählt die Gruppe Motive, die am Ende als Siebdruck festgehalten werden. Bei den Treffen wird Kurmancî, Sorani und Deutsch gesprochen. Es gibt Kaffee, selbstgebackene Brownies und Dattelkekse.

Projektteam: Abdullah Alahmad, Eid Alyan, Ajo Amin (Gruppenleitung), Hajo Basel, Hammo Ibrahim, Abdulmajid Issa, Abdulrahman Kasem, Abdulrahman Khalil, Omar Khalil, Mohamad Mohamad, M. Fateh Olabi, Marcos Garcia Peréz (künstlerische Leitung), Othman Ramzi, Fatme Salim

Standortwechsel 2021

Im Grünen
In den Ausnahmemonaten der Corona-Pandemie, zwischen Shutdown und Kontaktbeschränkungen, findet das Programm „Standortwechsel“ 2021 seinen Weg ins Grüne. Jeden Donnerstag treffen sich Frauen, die in einer Gemeinschaftsunterkunft in Kreuzberg leben, bis vor Kurzem lebten oder dort arbeiten, um gemeinsam Ausflüge in die Ausstellungen der Berlinischen Galerie, in die Stadt und in den Grunewald zu unternehmen. Die Frauen kommen aus Afghanistan, Aserbaidschan, Deutschland, dem Iran, dem Libanon, Syrien und Tschetschenien. In Begleitung einer Heilpädagogin und einer Kunstvermittlerin gehen sie den Fragen nach: Was ist (m-)eine Landschaft? Mit welcher Landschaft fühle ich mich verbunden? Welche Elemente sind typisch für diese Landschaft, was gehört dazu, was stört? Wie nehme ich den Berliner Grunewald, den sandigen Boden, den Geruch von Harz oder die Krumme Lanke wahr? Mit welchen landschaftlichen Erinnerungen vergleiche ich diese Eindrücke? Die Gruppe ist mit dem Skizzenbuch, Audiogeräten und Handykameras unterwegs. Es werden Wegepläne und Bodenskizzen angefertigt, es wird gezeichnet, fotografiert und mit der eigenen Person als Motiv in Berliner Landschaften experimentiert. Die Ausstellungen der Berlinischen Galerie bieten Anknüpfungspunkte, um gemeinsam über die Zusammenhänge von Landschaft, Identität und gesellschaftliche Vorstellungen nachzudenken. Ausgangspunkt ist die These: Die Landschaft (oder unser Bild davon) ist ein sozial konstruierter Raum.

Projektleitung: Beate Gorges (Kunstvermittlerin), Barbara Weidner (Dipl. Heilpädagogin)
Eine Kooperation der Berlinischen Galerie mit Jugend im Museum e.V. und der Gemeinschaftsunterkunft Stallschreiberstraße
Gefördert durch die Schering Stiftung

Standortwechsel 2020

2020 residierte der offene Mädchen Filmtreff von Mpower e.V. in der Berlinischen Galerie. Jeden Freitagnachmittag trafen sich ab 16:30 Uhr Mädchen ab 12 Jahren im Museum oder digital, um gemeinsam Filme zu konzipieren und umzusetzen.
Angeregt durch die Sammlung und Ausstellungen in der Berlinischen Galerie und unterstützt durch Künstlerinnen und Kunstvermittlerinnen wurden unterschiedliche Filmtechniken erlernt und ausprobiert. Während der Zeit der Residenz hat die Gruppe unter anderem an einem VJ-Programm gearbeitet. Die Treffen waren ein Raum für solidarisches Handeln, der unterschiedliche Themen befragt wie Kunst und Medien, das Potential von Museen als Orte gesellschaftlichen Zusammenhalts, Frauenbilder und Frauenrechte.

Dokumentation des Projekts

Mpower ist ein Verein zur Bildungs- und Partizipationsförderung von Mädchen und jungen Frauen mit Flucht- und Migrationserfahrung(en). Im kulturellen- und Medienbildungsbereich beschäftigen sie sich mit Themen wie Kunst und Medien, Identitätsfragen, Feminismus sowie Gesellschaft und politischer Bildung. Zentraler Teil ist der Mädchen Filmtreff, der 2020 in Kooperation mit der Berlinischen Galerie stattfindet.

Konzeption und Leitung: Mervete Bobaj (Mpower), Nossa Schäfer (Mpower) und Barbara Antal/ Claire Fristot (Atelier Bunter Jakob)

Eine Kooperation der Berlinischen Galerie mit Jugend im Museum e.V. und Mpower e.V.

Foto: Viele Jugendliche betrachten ein Bild im Ausstellungsraum.

Besuch der Dauerausstellung im Januar 2020 der Teilnehmerinnen des Filmtreffs von Mpower, Foto: Nossa Schäfer

Foto: Menschen sitzen und arbeiten an Tischen mit künstlerischen Materialien. An den Wänden hängen viele kleine Kunstwerke.

Die Kunstwerkstatt der Lebenshilfe arbeitet in der Berlinischen Galerie, Standortwechsel 2019

Standortwechsel 2019

Im Jahr 2019 hat sich die Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe einmal pro Woche, jeden Donnerstag von 16-19 Uhr, im Atelier Bunter Jakob getroffen, um gemeinsam Kunst zu machen. Die Treffen waren offen für alle ab 14 Jahre, die Interesse haben, von moderner und zeitgenössischer Kunst aus eigene Fragen zu stellen, Ideen zu entwickeln und künstlerische Medien auszuprobieren. Über das Jahr hinweg haben sich sehr individuelle Beziehungen der einzelnen Personen zum Museum aufgebaut. Auch für die Mitarbeiter*innen der Berlinischen Galerie wurde es immer selbstverständlicher, dass regelmäßig und selbstständig eine Gruppe von Menschen im Haus unterwegs war, die gemeinhin als „behindert“ gelten.

Aus den Treffen heraus ist eine mit den Teilnehmer*innen kuratierte Ausstellung entstanden, die am 5.9.2019 in 207 m². Raum für Aktion und Kooperation eröffnet wurde. In der Dokumentation ist die Entstehung der Ausstellung festgehalten.

Die Künstler*innen der Kunstwerkstatt Kreuzberg kooperieren bereits seit 2017 mit der Berlinischen Galerie. Die Gruppe ist auch weiterhin fast jede Woche im Museum unterwegs.

Konzeption und Leitung: David Permantier (Leiter Kunstwerkstatt Kreuzberg) und Hannes Tahir, Beate Gorges (Künstlerische Leiterin, Atelier Bunter Jakob), Barbara Antal (Künstlerin, Atelier Bunter Jakob)
Künstler*innen der Kunstwerkstatt: Angelika Bartel, Sarah al Darwich, Heidi Fassott, Wolfgang Fassott, Mario Herschel, Christina Heske, Renate Karler, Dieter Körner, Harald Krainer, Lutz Marx, Herbert Meyer, Veronika Patzuda, Benjamin Titze, Ralph Westerberg, Hilde Wittur

Eine Kooperation der Berlinischen Galerie mit Jugend im Museum und der Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe gGmbH.

Gefördert durch die Schering Stiftung

Weitere Bildungsprojekte

Ich:Du

Zwei Wochen lang lud eine partizipative Station im Ausstellungsraum zur Reflexion über Selbst- und Fremdwahrnehmung ein.

Fröbel, Dix und die Schematheorie

Mit einem Materialset bestehend aus Holzstäben, Seilen und Stoffformen erkunden die Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren spielend den Museumsraum.

Vernetzte Nachbarschaft

Künstlerische Projekte  von Kindern und ihren Familien, die in der Gemeinschaftsunterkunft Stallschreiberstraße leben.
Gefördert durch: Berlin Mondiale