Unheilvolle Landschaft:
„Jüngster Tag“

Ludwig Meidner (1884 – 1966)

Gemälde von Ludwig Meidner, Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm
© Repro: Kai-Annett Becker, Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

In düsteren Farben vermittelt dieses Ölgemälde von 1916 eine apokalyptische Stimmung. In einer zerklüfteten Landschaft in Braun-, Gelb und Grüntönen kauern zahlreiche Menschen mit angsterfüllten Blicken. Im Hintergrund sind einzelne Gebäude angedeutet. Dunkelblaue, fast schwarze Wolken verhängen den Himmel.

Die Apokalyptischen Landschaften von Ludwig Meidner (1884 – 1966) haben Kunstgeschichte geschrieben. Auch der Künstler selbst hielt die ausdrucksstarken Bilder vom Untergang der Welt rückblickend für seine besten Werke. Sie zeigen, wie intensiv Meidner die Katastrophenstimmung vor dem und während des Ersten Weltkriegs empfand. Zwischen 1912 und 1916 arbeitete der Berliner Expressionist an dieser Serie, die er mit dem Gemälde „Jüngster Tag“ abschloss.

Der Jüngste Tag, das ist nach biblischer Überlieferung der letzte aller Tage. Dann richtet Christus die Lebenden und die Toten und lässt sie in die Hölle hinab- oder in den Himmel auffahren. In Meidners Endzeitvision ist kein göttlicher Herrscher zu sehen. Am Himmel türmen sich düstere Wolken. Hilflos kauern die Menschen in einer zerstörten Landschaft, die unweigerlich an die Schlachtplätze des Krieges erinnert. Voller Angst wenden sich die Figuren den Betrachter*innen zu und machen sie zu Zeug*innen des unheilvollen Geschehens.

Jüngster Tag
1916
Öl auf Leinwand
100 x 150 cm
Erworben aus Mitteln der Stiftung DKLB, 1980

Ludwig Meidner
(1884 Bernstadt – 1966 Darmstadt)

Nach dem Studium an der Kunsthochschule in Breslau, arbeitete Ludwig Meidner zunächst als Modezeichner und besucht 1906/07 die Académie in Paris, wo er Amedeo Modigliani kennenlernte. 1912 war er Gründungsmitglied der Künstler*innengruppe „Die Pathetiker“, die noch im gleichen Jahr in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“ ausstellt. Zwischen 1912 und 1916 entstanden seine apokalyptischen Landschaften. 1913 fand er Anschluss an den Kreis um Franz Pfemferts Zeitschrift „Aktion“. Meidner war 1918 Gründungsmitglied des Arbeitsrates für Kunst und Mitglied der Novembergruppe. 1939 floh er nach England und kehrte erst 1953 nach Deutschland zurück.

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