Mehr als vierzig Jahre steht die Frontstadt West-Berlin im Fokus des Ost-West-Konflikts. Der Aufbau der zerstörten Metropole ist mit den weltanschaulichen Auseinandersetzungen zwischen USA und Sowjetunion untrennbar verbunden. In Konkurrenz zum Baugeschehen in Ost-Berlin, das als Hauptstadt der DDR fortan sozialistischen Grundsätzen folgt, entwickeln die Planer*innen für den Westteil der Stadt neue Lebensräume für eine moderne Gesellschaft westlicher Prägung.
Wichtige Zeugnisse des West-Berliner Architekturschaffens aus dieser Zeit werden in der Berlinischen Galerie gesammelt und bewahrt. Besondere Beachtung finden unter ihnen die verworfenen Konzepte und Utopien, denn diese geben auf oft kompromisslose Weise Aufschluss über Vorstellungen und Sehnsüchte ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Eine digitale Veröffentlichung ausgewählter Architekturzeichnungen, Pläne und Fotografien soll sie heute wieder in Erinnerung rufen und ihre Ideen und Artefakte erstmals einer breiten Öffentlichkeit zur kritischen Neubewertung zur Verfügung stellen.
Dank der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01UG1778X) wurden im Zeitraum vom 1.12.17 – 31.12.2019 in der Berlinischen Galerie rund 4.500 ausgewählte Einzelblätter von etwa 800 Bauprojekten wissenschaftlich erschlossen, digitalisiert und online gestellt. Sie zeigen beispielhaft, wie sich Stil und Darstellung der Architektur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewandelt haben. Zudem ergänzen sie sinnvoll den bereits online verfügbaren Bildbestand des Museums zur Ost-Berliner Architektur- und Stadtentwicklung. In Kooperation mit Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin, richtete die Berlinische Galerie zum Projektthema zudem im Auditorium am 10. Mai 2019 die internationale Tagung "Unbuilt Architecture Today. Über die Zukunftsfähigkeit ungebauter Projekte seit 1945“ aus.