Chan Sook Chois Werke basieren häufig auf ihrer künstlerischen Forschung. In dieser setzt sie sich mit Fragen nach Land und Besitz, den Hinterlassenschaften von Menschen in von ihnen bewohnten Gebieten sowie unterschiedlichen Formen von Migration auseinander. So beschäftigte sie sich beispielsweise intensiv mit der sogenannten demilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea. Choi arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter Performance, Fotografie, Installation und Video. In der Berlinischen Galerie wird ihre Arbeit „qbit to adam“ (2021, 36 Min.) gezeigt. Ihr Titel bezieht sich zum einen auf Quantenbits als kleinstmögliche Speichereinheit für Quanteninformationen, zum anderen auf das hebräische Wort „Adamah“ für Erde oder Erdboden. Choi verbindet darin verschiedene Perspektiven auf die wechselseitigen Beziehungen zwischen dem Besitz von Informationen und der Besitznahme von Land. Chan Sook Choi reiste für das Video in die nordchilenischen Anden und besuchte dort die weltweit größte Kupfermine Chuquicamata sowie die gleichnamige Stadt, deren Bewohner*innen durch den staatlichen Bergbaukonzern „umgesiedelt“ wurden. Ihre dortigen Beobachtungen verknüpft sie mit Überlegungen zum Sammeln und zum Besitz immaterieller Güter, wie es im 150 Kilometer entfernten Atacama Large Millimeter / submillimeter Array (ALMA) geschieht. Dabei handelt es sich um ein gigantisches Radioteleskop-Observatorium und internationales Forschungsinstitut. Es wird von verschiedenen Ländern genutzt. Beobachtungsobjekt ist die kalte interstellare Materie zur Erforschung der Stern- und Planetenentstehung. Beide Orte stehen symbolisch für globale Ansprüche und werfen Fragen nach Besitz und Eigentum auf – an Körpern, an Land, aber auch an Informationen, auf der Erde und im Universum.
Über die Künstlerin
Chan Sook Choi hat an der Universität der Künste (Berlin) studiert. Ihre Arbeiten wurden u.a. im Art Sonje Center, Seoul, Kunstmuseum Wolfsburg und Kuandu Museum of Fine Arts, Taipei ausgestellt. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, u.a. vom Goldrausch Künstlerinnenprojekt, der Stiftung Kunstfonds und der Ars Electronica. Zudem wurde sie mit dem Korea Art Prize 2021 vom National Museum of Modern and Contemporary Art, Korea, ausgezeichnet. Sie lebt in Seoul und Berlin.
IBB-Videoraum
Im IBB-Videoraum werden seit 2011 Künstler*innen präsentiert, die mit zeitbasierten Medien arbeiten. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Namen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Positionen, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden. Jedes Screening erlaubt eine neue Auseinandersetzung mit Werken, die mediale oder auch politische und soziale Fragestellungen anstoßen. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, marginalisierten Perspektiven Raum zu geben und Auswirkungen von Machtstrukturen sichtbar zu machen.