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3hd 2025: Vertigo

Creamcake zeigt das Filmprogramm „Hostile Atmospheres“

Grafik aus bunten futuristischen Formen, teilweise mit Gesicht, vor einem leicht verschwommenen, mehrfarbigem Hintergrund.

Firpal Jawanda, Titelbild 3hd, 2025

© Courtesy of the Artist

Im Rahmen ihres Festivals „3hd 2025: Vertigo“ ist Creamcake mit dem Videoprogramm „Hostile Atmospheres“ (Deutsch: „Feindliche Atmosphären“) zu Gast in der Berlinischen Galerie. Im Mittelpunkt stehen wahrgenommene, verkörperte und phänomenologische Erfahrungen von Desorientierung. Das Programm geht der Frage nach, wie man sich inmitten der Reizüberflutung durch komplexe und bedrückende Realitäten schützen und Resilienz entwickeln kann. Der Mensch befindet sich in einem ständigen Aushandlungsprozess mit den unsichtbaren Kräften, die ihn umgeben. Selbst das Gewicht und der Druck der Luft können tiefgreifende Auswirkungen haben: Ändert sich der Luftdruck, wirkt sich das auf den Flüssigkeitshaushalt im Innenohr aus. Dies kann zu Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen führen. Das Videoprogramm „Hostile Atmospheres“ greift diese Welt des Schwindels auf, in der das Ungleichgewicht unser Bedürfnis nach Fürsorge verstärkt.

Fürsorge heißt, die Beziehungen in unserem Leben zu erkennen, ihre Verletzlichkeit zu akzeptieren und verantwortungsvoll sowie aufmerksam zu handeln. Dieser Ansatz fordert uns dazu auf, unsere Beziehungen und die sie prägenden Strukturen mit Sensibilität und Offenheit zu hinterfragen. Im Streben nach sozialem Wandel stellt das Programm „Hostile Atmospheres“ die Frage: Wie können wir Momente der Verwundbarkeit so leben, dass ein Gefühl sozialer Stärke entsteht, das auf Vertrauen und Fürsorge beruht? Das Programm präsentiert dabei vier intime Werke, die persönliche Erfahrungen mit Krankheit, Behinderung und Trauma sowie systemischer Unterdrückung schildern. Der Körper erscheint dabei als ein Ort der Verletzlichkeit, der Reparatur und der Heilung.

Billy Klotsa „Scaffold“

In Billy Klotsas „Scaffold“ (Deutsch:  „Gerüst“, 11 Min.) zerbricht die Beziehung eines lesbischen Paares, als die Mutter einer Partnerin unheilbar erkrankt. Vor einer sich wandelnden Küstenlandschaft verschwimmen die Grenzen zwischen Mütterlichem und Romantischem, Realem und Fantastischem.

JJJJJerome Ellis „Evensong“

JJJJJerome Ellis Musikvideo/Gedicht „Evensong“ (Deutsch: Abendandacht, 18 Min.) setzt sich mit dem Stottern auseinander. Die Pausen zwischen Worten und Musik verwandeln sich in Momente der Befreiung. Rhythmus und Unterbrechung stellen dabei eine Verbindung zu einer kollektiven Erzählung her.

Sophie Hoyle „Hyperacusis (Part 1)”

In „Hyperacusis (Part 1)” (Deutsch: Hyperakusis/Geräuschempfindlichkeit  (Teil 1), 7 Min.) verknüpft Sophie Hoyle Naturmetaphern mit politischen Erzählungen über den Körper. Mittels Biohacking-Experimenten untersucht sie psychische Gesundheit, Traumata, den Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie das generationenübergreifende Erbe von Rassismus, Kolonialismus und sozioökonomischer Ungleichheit.

Holly Márie Parnell „Cabbage“

In „Cabbage“ (Deutsch: Kohl, 21 Min.) dokumentiert Holly Márie Parnell, wie ihre Familie sich in einem ableistischen System bewegt. Im Mittelpunkt stehen die mit Augenbewegungen verfassten Texte ihres Bruders sowie die Reflexionen ihrer Mutter. Sie ist immer wieder gezwungen, die Menschlichkeit ihres Sohnes zu beweisen – und ist dabei gefangen zwischen erlebter Realität und bürokratischer Willkür.

Creamcake

Creamcake (CC) ist eine interdisziplinäre Plattform aus Berlin, die an der Schnittstelle zwischen elektronischer Musik, zeitgenössischer Kunst und digitalen Technologien tätig ist. Jenseits normativer gesellschaftlicher Strukturen agiert die Plattform in dynamischen Denk- und Handlungsprozessen und widmet sich in vielfältigen Projekten den gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart. CC organisiert Ausstellungen, Performances, Konzerte, Symposien, DJ-Sets, digitale Auftragsarbeiten, Verlagsprojekte und Workshops. Zu den Projekten gehören das jährliche 3hd-Festival, Is it cold in the water?, Paradise Found, Europool, <Interrupted=‘Cyfem and Queer> sowie die Anthologie Chronologies of Creamcake und viele weitere. Als queer-feministischer und nomadischer Raum kooperierte Creamcake mit Clubs, Community Spaces und Institutionen wie dem Berghain, der Berlinischen Galerie, dem HAU Hebbel am Ufer, der Klosterruine, den KW Institute for Contemporary Art, dem OHM, dem RSO und dem Südblock.
Weitere Informationen: 3hd-festival.com und 3hd.tv.

IBB-Videoraum

Im IBB-Videoraum werden seit 2011 Künstler*innen präsentiert, die mit zeitbasierten Medien arbeiten. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Namen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Positionen, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden.

Jedes Screening erlaubt eine neue Auseinandersetzung mit Werken, die mediale oder auch politische und soziale Fragestellungen anstoßen. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, marginalisierten Perspektiven Raum zu geben und Auswirkungen von Machtstrukturen sichtbar zu machen.