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50 Jahre Berlinische Galerie

Entdeckungen und Wiederentdeckungen

Anlässlich unseres 50-jährigen Jubiläums ergänzen wir die Dauerausstellung: Spannende und manchmal kuriose Geschichten erzählen dabei, wie die Arbeiten in die Sammlung der Berlinischen Galerie gelangt sind.

Schwarz-Weiß-Fotografie: Seitenansicht einer weiblich gelesenen Person mit Blazer und karierter Bluse, die Rauch aus der Nase ausatmet. Der Hintergrund zeigt einen Innenraum mit Stühlen und einem gerahmten Bild an der Wand.

Erich Salomon, Die Journalistin Luise Haakmann im Foyer des Völkerbundpalastes in Genf, um 1935

© Urheberrechte am Werk erloschen

Unter den rund 250 Exponaten sind selten oder noch nie gezeigte Werke aus Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie, Architektur und den Archiven zu entdecken. Ausgewählt wurde aus den ersten hundert Kunstwerken, die in die Berlinische Galerie gekommen sind. Außerdem binden wir zu Unrecht vergessene Künstler*innen in die Ausstellung ein und präsentieren Neuzugänge in die Sammlung.

Historische Stadtfotografie – Marie Panckow

1979 erwarb die Berlinische Galerie ein Konvolut historischer Stadt- und Architekturfotografien mit 170 Albuminabzügen des „Atelier M. Panckow“. Das Berliner Adressbuch belegt, dass es sich unter dem Kürzel „M. Panckow“ um Marie Panckow (1836–1903) handelt. Sie führte als Nachfolgerin ab 1870 das Atelier ihres ersten Ehemanns Adolph Panckow fort. Damit ist sie eine der wenigen Stadt- und Architekturfotografinnen, die um 1871 öffentliche, kaiserliche und private Gebäude in Berlin und Potsdam fotografierte. Viele der Gebäude sind heute zerstört. Dieser Erstbestand der Fotografischen Sammlung ist daher gleichermaßen ein wertvolles Dokument der Berliner Architektur- und der Fotografiegeschichte.

Historische Fotografie einer Frau in dunkler Kleidung vor dem Belvedere auf dem Klausberg in Potsdam. Das Gebäude im klassizistischen Stil zeigt eine runde Form mit Säulen, einer Balustrade mit Statuen und einer Freitreppe.

Marie Panckow, Belvedere auf dem Klausberg, Potsdam, 1870-1875

© Urheberrechte am Werk erloschen

Entdecken Sie unsere Daueraustellung „Kunst in Berlin 1880–1980“

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Gemälde einer Frau, die auf einem Sofa sitzt. Sie trägt ein fließendes blaues Kleid und ein gelbes Tuch über den Schultern. Der Hintergrund ist türkisfarben, und um sie herum liegen gemusterte Kissen und Teppiche.

Jeanne Mammen, Die Schwester im Atelier, um 1913

© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Ölgemälde von Julie Wolfthorn: Eine androgyne Gestalt mit gescheiteltem braunem Haar spielt eine Flöte. Die rechte Schulter ist mit einem gemusterten Tuch bedeckt, die linke entblößt. Ein spitzes Ohr deutet auf einen Faun oder Satyr hin. Der Hintergrund besteht aus dichten Grüntönen mit gelben Lichtreflexen.​
© Urheberrechte am Werk erloschen

Wiederentdeckt – Julie Wolfthorn und Jeanne Mammen

Seit ihrer Gründung setzt sich die Berlinische Galerie dafür ein, verfolgte und vergessene Künstler*innen erneut einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Julie Wolfthorn (1864–1944) war eine der erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Sie gehörte zu den wenigen Frauen unter den Gründungsmitgliedern der Berliner Secession. Zudem engagierte sie sich in verschiedenen Verbänden für die Förderung von Künstlerinnen. Oft porträtierte sie selbstbewusste Frauen aus Künstler*innenkreisen, so auch in dem Gemälde „Tänzerin“. Wolfthorn ist eine von vielen Berliner Künstler*innen, die während des Nationalsozialismus als Jüdinnen*Juden verfolgt wurden. 1942 wurde sie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie 1944 verstarb.

Jeanne Mammen (1890–1976) zählt heute zu den bekanntesten Positionen der 1920er Jahre. Bereits kurz nach ihrer Gründung erwarb die Berlinische Galerie erste Arbeiten der damals fast vergessenen Künstlerin und widmete ihr seither mehrere Ausstellungen und Publikationen. Das frühe Porträt „Die Schwester im Atelier“ stellt Mammens Schwester Maria Louise (1888–1956) dar, die ebenfalls Künstlerin war. Die Schwestern absolvierten gemeinsam ihre künstlerische Ausbildung in Paris, Brüssel und Rom und teilten sich über lange Jahre das Atelier. Das Bild wurde nach Mammens Tod bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden über ihrem Berliner Atelier gefunden. Es ist das einzige erhaltene Gemälde der 1910er Jahre, bevor Mammen in Berlin ihren unverwechselbaren Stil entwickelte.

Hannah Höch – Eine Hommage

Zu ihrem 50-jährigen Bestehen widmet die Berlinische Galerie der Ausnahmekünstlerin einen eigenen Raum von besonderer Aufenthaltsqualität mit Hauptwerken der 1910er und 1920er Jahre. Dass Hannah Höch (1889–1978) zu einer der zentralen Positionen in der Sammlung des Museums werden konnte, ist dem Gründungsdirektor Eberhard Roters (1929–1994) zu verdanken. Bereits 1967 nahm er Kontakt zu Höch auf, die zurückgezogen in Berlin-Heiligensee lebte. Roters konnte nicht nur zahlreiche künstlerische Arbeiten erwerben, sondern auch den dokumentarischen Nachlass für die Sammlung sichern, ein einzigartiger Fundus zur Geschichte des Dadaismus und der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Heute besitzt die Berlinische Galerie den weltweit größten Bestand zu Hannah Höch.

Eine gebückte, hockende Figur im Vordergrund, umgeben von architektonischen Fragmenten, die an den Außenbau einer Kirche erinnern. Die Komposition kombiniert malerische Elemente mit collageartigen Strukturen.

Hannah Höch, Roma, 1925

© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Eine Braut mit übergroßem Kinderkopf und fragendem Blick trägt ein weißes Kleid. Neben ihr steht ein scheinbar regungsloser Bräutigam. Umgeben sind sie von symbolischen Objekten wie einer geflügelten Dose, einem tränenden Auge, einem Baby und einem Herz mit angekettetem Klotz. Die Szene wirkt surreal.

Hannah Höch, Die Braut (Pandora), 1924/1927

© VG Bild-Kunst, Bonn 2025
Foto: Erwachsene und ein Kind während einer Führung. Sie stehen um eine Skulptur herum.

Buchbare Führungen für Gruppen

Zu unserer Dauerausstellung „Kunst in Berlin 1880–1980“ können Sie Führungen für Gruppen buchen. Ob Sie einen Firmenausflug planen, mit der Familie und Freund*innen das Museum besuchen oder Berlin als Reisegruppe erleben wollen, wir bieten Ihnen das passende Angebot.

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Berliner Großbauvorhaben der NS-Zeit

Architektur sollte für Adolf Hitler (1889–1945) Macht und Unterdrückung symbolisieren. Als größtes Bauvorhaben des NS-Regimes planten er und Albert Speer (1905–1981) ab 1936 Berlin zur „Reichshauptstadt Germania“ umzubauen. Im Bereich des Brandenburger Tors entwarf Speer ein riesiges Achsenkreuz. Kernstück war eine protzige Kuppelhalle: 315 Meter lang und 290 Meter hoch. Die gesamte Altbausubstanz – mit Ausnahme des Reichstags und der Siegessäule – hätte hierfür weichen müssen. 1938 begannen die Abrissarbeiten im Bereich des Spreebogens und des heutigen Kulturforums. Viele Menschen, darunter zahlreiche jüdische Bewohner*innen, wurden hierfür aus ihren Wohnungen vertrieben und ihr Vermögen zwangsenteignet.

Schwarz-Weiß Fotografie eines Modells mit der Darstellung eines Kreisverkehrs auf dem Berliner Alexanderplatz, umgeben von mehrgeschossigen Gebäuden mit einheitlicher Fassadengestaltung.

Martin Wagners Vorschlag für den Alexanderplatz. Modell aus der Vogelperspektive, 1929

© Berlinische Galerie
Dorothe Krause, Bauvorhaben Ernst-Thälman-Park

Dorothe Krause, Bauvorhaben Ernst-Thälman-Park

© Berlinische Galerie

Genossin Architekt, Kollegin Architekt – Frauen bauen Berlin, die Hauptstadt der DDR

Die Berlinische Galerie bewahrt die größte und wichtigste Architektursammlung zur Stadt Berlin. Kontinuierlich wachsende Bestände dienen als Grundlage für Ausstellungen und Lehre, für internationale Forschungen und Publikationen. Die Materialien zu Ostberliner Architekturen aus der Zeit von 1949 bis 1989 machen einen wertvollen Teil dieses Archivs aus. Ihre wissenschaftliche Erschließung gibt auch Hinweise auf Architektinnen, die am Wiederaufbau Ostberlins zur Hauptstadt der DDR maßgeblich mitgewirkt haben. Diese Frauen waren meist in Arbeitskollektiven beschäftigt, die von Männern geleitet wurden und deren Arbeitsaufteilung für Außenstehende kaum nachvollziehbar war. Eine öffentliche Sichtbarkeit individueller Leistungen war nicht gewünscht, vielmehr sollte das Werk als Ergebnis eines gemeinschaftlichen Prozesses wahrgenommen werden. Bis heute erschwert dies die Forschung. So fehlt etwa ein umfassender Überblick über das Wirken von Architektinnen und Stadtplanerinnen im ehemaligen Ostteil der Stadt. Einen Einblick in den bisherigen Wissensstand geben hier teils erstmalig präsentierte Dokumente und Filmausschnitte. Sie zeigen, dass einzelne Frauen in der DDR auch in die „Königsdisziplin“ des Bauwesens eingebunden waren: in den Entwurf.

 

Portrait eines Mädchens, das in einer expressiven, verzerrten Darstellung gemalt ist. Der Kopf ist von kräftigen, leuchtenden Farben und dicken Pinselstrichen umgeben.

Cornelia Schleime, Mädchenkopf, 1985

© Cornelia Schleime
Abstraktes Öl-Gemälde
© Gülden Artun

Im Schatten der Mauer – Cornelia Schleime und Gülden Artun

Bei der Gründung der Berlinischen Galerie 1975 war die Stadt noch in West und Ost geteilt. Der Ankauf aktueller Kunst, die Teil des erklärten Sammlungsauftrags war, beschränkte sich auf Westberlin. Erst als die Mauer 1989 fiel, wurde es einfacher, die künstlerische Szene Ostberlins zumindest punktuell im Bestand zu ergänzen. Als die Ostberliner Künstlerin Cornelia Schleime (*1953) im Jahr 1984 nach mehreren Ausreiseanträgen nach Westberlin übersiedeln konnte, fand sie umgehend Unterstützung bei der Berlinischen Galerie. Ihr gesamtes bis dahin geschaffenes Œuvre hatte sie in Ostberlin zurücklassen müssen. Mehrere in ihrem neuen Atelier entstandene Gemälde, darunter „Mädchenkopf“ von 1985, erwarb Eberhard Roters direkt für die Sammlung.

Gülden Artun (*1953) war Teil der internationale Kunstszene Westberlins noch vor dem Mauerfall. Sie studierte zunächst in ihrer Geburtsstadt Ankara Germanistik. 1976 zog sie nach Westberlin und begann kurz darauf ein Malereistudium bei dem Maler Marwan (1934–2016) an der Hochschule der Bildenden Künste. „Als ich 1976 nach Westberlin kam, empfand ich die Stadt wie ein Paradies“, schrieb die Künstlerin. „Ich denke, dieses Gefühl, frei zu sein, ist die erste Voraussetzung, wenn man Kunst machen will.“ Das Gemälde „König“, das Machtverhältnisse diskutiert, kaufte die Berlinische Galerie 1984 nach einem Besuch im Atelier der Künstlerin.

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Helga Paris und Michael Schmidt

Helga Paris (1938–2024) fotografierte ab 1967 ihre Lebenswelt in Ostberlin sowie im sozialistischen In- und Ausland. In der Serie „Berliner Kneipen“, die ab 1974 entstand, zeigen sich Lebensfreude neben Resignation und Einsamkeit, die sie im dokumentarischen Stil fixiert. In „Berliner Jugendliche“, 1981/1982, offenbaren sich Unsicherheit und Selbstbewusstsein in den Gesichtern. Die Aufnahmen gehören zu einem umfassenden Konvolut, das Ulrich Domröse, später von 2002 bis 2020 Leiter der Fotografischen Sammlung, aufgebaut hatte. Die Berlinische Galerie übernahm dieses 1992 im Zuge der deutschen Wiedervereinigung als „Sammlung zur Fotografiegeschichte der DDR“ vom „Verband Bildender Künstler der DDR“ (VBK).

Helga Paris, Berliner Jugendliche, 1982

Helga Paris, Berliner Jugendliche, 1982

© Nachlass Helga Paris
Michael-Schmidt, Berlin-Wedding, 1976-77

Michael-Schmidt, Berlin-Wedding, 1976-77

© Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt

In der Serie „Berlin-Wedding“, 1976/77, konzentriert sich Michael Schmidt (1945–2014) auf den Westberliner Stadtteil und gestaltet seine Abzüge bewusst in nuancierten Grautönen. Bekannt geworden ist er auch mit der „Werkstatt für Photographie“ (1976–1986) – Schule und Diskussionsraum – die er und andere Fotograf*innen 1976 an der Volkshochschule Kreuzberg etablierten. Sein weltweit beachtetes Œuvre ist mit über 450 Fotografien bereits seit 1979 in der Berlinischen Galerie vertreten, darunter wichtige Werkgruppen wie „Waffenruhe“, 1985–1987, und „EIN-HEIT, 1991–1994.

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