Die 1950er Jahre in Berlin – ein Jahrzehnt des Neubeginns. Die Trümmer des Zweiten Weltkriegs waren beseitigt, aber als Leerstellen prägten die Zerstörungen weiterhin das Stadtbild: Zwischen den Gebäuden, die der Krieg verschont hatte, gab es immer wieder sogenannte „Bombenlücken“. Wo ganze Häuserblocks fehlten, lagen große Flächen brach. In den allerwenigsten Fällen entschied man sich für einen Wiederaufbau der Gebäude und Straßenzüge, sondern plante komplett neu. Ost- und West-Berlin kamen dabei zu vollkommen unterschiedlichen Lösungen, die von der Politik bestimmt wurden.
Die Nachkriegsarchitektur in der geteilten Stadt wurde im Kalten Krieg zum Ort ideologischer Auseinandersetzungen. Nach der Spaltung in Ost- und Westzone standen die Siegermächte untereinander in Konkurrenz um den ‚richtigen‘ Gesellschaftsentwurf, der sich auch in den neu errichteten Bauten wiederfinden sollte. Für die jungen Staaten Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Deutsche Demokratische Republik (DDR) war der Neuaufbau ein wichtiges Mittel, um eine eigene kulturelle Identität zu schaffen und sich voneinander abzugrenzen. Wer konnte den Menschen die besseren Lebensbedingungen bieten?
Im Ostteil der Stadt sollte ein monumentaler, neoklassizistischer Stil das Selbstbewusstsein der jungen DDR repräsentieren. Prachtstraßen wie die Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) wurden von „Arbeiterpalästen“ in einer „nationalen Tradition“ gesäumt. Zu den frühen Repräsentationsbauten in der Hauptstadt der DDR zählte selbstverständlich auch die Sowjetische Botschaft. In West-Berlin griffen die Architekt*innen dagegen häufig auf Ideen des Neuen Bauens der 1920er Jahre zurück. Es entstanden unter anderem die Kongresshalle im Tiergarten und das Hansaviertel, die Leitvorstellungen einer ‚freiheitlichen‘ Architektur und Stadtplanung verkörperten.