Für nahezu dreißig Jahre, 1961 bis 1989, war die Mauer das sichtbarste Zeugnis der Teilung Deutschlands – aus Stein und Stacheldraht, mit Wachtürmen und Selbstschussanlagen, errichtet vom SED-Regime der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Kunst in den zwei deutschen Staaten entwickelte sich unabhängig voneinander und wurde im sozialistischen „Arbeiter- und Bauernstaat“ stark von der Politik gelenkt.
In West-Berlin, das zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) gehörte, war die Mauer allgegenwärtig. Viele Künstler*innen begriffen sie einerseits als Symbol sozialer und politischer Erstarrung. Andererseits bildete die Mauer aber auch den Rahmen für alternative Gesellschafts- und Lebensentwürfe und bot einen Schutzraum für die lebendige West-Berliner Subkultur. Das neue aggressive Lebensgefühl wurde durch Berlins Rock-, Punk- und New Wave-Bewegung inspiriert. Rainer Fetting, Salomé, Helmut Middendorf und andere sogenannte Neue Wilde begründeten mit ihrer Malerei einen neuen Berlin-Mythos, der international ausstrahlte.
Ost-Berliner Künstler*innen wie Trak Wendisch oder Walter Libuda arbeiteten verschlüsselter und hintergründiger. Mit ihren vieldeutigen Bildern und Skulpturen setzten sie sich von der offiziellen Kunst der DDR ab. Auch eine junge Generation von Fotograf*innen ging eigene Wege. Die Kluft zwischen sozialistischen Idealen und gesellschaftlicher Wirklichkeit wurde spätestens in den 1980er Jahren immer deutlicher. Im Alltag der DDR waren die Widersprüche nicht mehr zu übersehen. Ulrich Wüst, Ursula Arnold, Evelyn Richter und andere Fotograf*innen erfassten diese Verhältnisse in kompromisslosen, teilweise harten Aufnahmen.