Freche Göre:
„Wippchen – Berliner Kind“

Gertrude Sandmann (1893 – 1981)

Zeichnung von Gertrude Sandmann, Farbstift auf Papier, 44 x 41 cm
© Berlinische Galerie

Diese in Brauntönen gehaltene Farbstiftzeichnung zeigt eine junge Frau mit vollem Gesicht im Dreiviertelprofil. Sie hat eine schwarze Bubikopffrisur und eine Stupsnase. Auffallend ist ihr frecher Blick und das fast spöttische Lächeln. Der Ellbogen ihres angewinkelten linken Arms ragt spitz zur Seite.

Gertrude Sandmann (1893 – 1981), ausgebildet in Berlin und München, wurde in den 1920er Jahren Privatschülerin von Käthe Kollwitz. Mit der älteren Künstlerin verband sie bald eine lebenslange Freundschaft. Anders als Kollwitz konzentrierte sich Sandmann jedoch weniger auf sozialkritische Themen. Die Vorliebe der engagierten Feministin lag wie bei ihrer gleichaltrigen Kollegin Jeanne Mammen bei den Frauen.

Wippchen – Berliner Kind
1931
Zeichnung
Farbstift auf Papier
44 x 41 cm
Erworben aus Haushaltsmitteln der Berlinischen Galerie 2012

 

„Ich zeichne Frauen, die natürliche Bewegungen haben, die ausdrücken, was sie fühlen und zeichne Gesichter, die keine Masken sind oder nur Masken, durch die ich hindurch sehen kann.“

Gertrude Sandmann

Diese junge Frau mit vollem Gesicht und Bubikopffrisur ist im Dreiviertelprofil dargestellt. Mit selbstbewusster Haltung und frechem Blick füllt sie das Bildformat. Brauntöne dominieren das Blatt. Nichts lenkt von dem spitzbübischen Lächeln des schlicht gekleideten Modells ab. Sandmann hat hier ein individuelles Porträt geschaffen, in dem wir aber auch den Typus der Berliner Göre erkennen. Ihr Spitzname „Wippchen“ bedeutet: Faxen, Unsinn.

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