Fritz Eschen –
Porträts eines
Bildjournalisten

Thomas Friedrich-Stipendium für Fotografieforschung
23.10.19 – 24.2.20

Fritz Eschen, Sonnenstrahlen im Hauptbahnhof Frankfurt a.M., vor 1945, © Berlinische Galerie
© Berlinische Galerie

Seit Januar 2014 gibt es an der Berlinischen Galerie das Thomas Friedrich-Stipendium für Fotografieforschung. Initiiert und finanziert durch den Designer, Editor, Sammler und Fotohistoriker Manfred Heiting (The Heiting Library Trust) ermöglicht es jungen Wissenschaftler*innen, jeweils für die Dauer eines Jahres, einzelne Konvolute der Fotografischen Sammlung zu bearbeiten. Die Ergebnisse werden in einem Forschungsbericht veröffentlicht. Im Jahr 2018 forschte der Stipendiat Maximilian Westphal zu Fritz Eschen (1900 – 1964). In der Dauerausstellung ist seinem heute weitgehend unbekanntem Werk nun bis zum 24.2.20 ein Ausstellungsraum gewidmet.

Grundlage der Forschungsarbeit von Maximilian Westphal waren 721 Fotografien und zahlreiche Korrespondenzen von Fritz Eschen im Archiv der Berlinischen Galerie. In der Fotografieforschung wird Fritz Eschen bisher vor allem für seine Porträts von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie mit seinen ergreifenden Bildern aus dem Berlin der unmittelbaren Nachkriegszeit geschätzt.

Fritz Eschens Karriere begann Anfang der 1930er Jahre erfolgversprechend. Doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde sie aufgrund seiner jüdischen Herkunft jäh unterbrochen. Vor der Deportation bewahrte ihn lediglich die Ehe mit seiner nicht-jüdischen Frau Gertrude. Obwohl ihm durch die Nazis kaum Arbeitsmöglichkeiten blieben und er diskriminiert und unterdrückt wurde, erschienen weiterhin etliche seiner Bilder in unterschiedlichen Publikationszusammenhängen.

Nach dem Ende des Naziregimes im Mai 1945 begann Fritz Eschen sofort wieder in Berlin zu fotografieren. Er war nicht nur als Journalist und Porträtfotograf gefragt, sondern produzierte mit großem Erfolg auch zahlreiche Bildbände, die sich vor allem mit Berlin befassten. Auf beiden Publikationsebenen bemühte er sich darum, auch immer wieder Fotografien aus seinen Anfangsjahren zu integrieren. Durch die Forschungsergebnisse wird nun deutlich, dass Eschens Bilder bis zu seinem Tod unabhängig von den jeweiligen politischen Verhältnissen geschätzt wurden und sich, wenn auch in unterschiedlichem Umfang, auf dem Bildmarkt behaupten konnten. Diese zunächst widersprüchlich scheinenden Kontinuitäten bildeten den eigentlichen Ansatzpunkt für die Forschungsarbeit. Damit eng verwoben, behandelt der die Publikation „Porträts eines Bildjournalisten“ Fritz Eschens Bildsprache, seine Themenfindungen und seine facettenreiche Persönlichkeit.

Fritz Eschen, Das Gesicht der Fliegerin, Elly Beinhorn, um 1930, © Berlinische Galerie
© Berlinische Galerie

Thomas Friedrich-Sti­pen­dium:
Jury und Unter­stützer

Mit ihren rund 80.000 Werken hat die Berlinische Galerie eine der bedeutendsten fotografischen Sammlungen Deutschlands. In ihr spiegelt sich der Beitrag Berlins zur Entwicklung der Fotografie von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute wider. Schwerpunkte sind die Porträt- und Stadtfotografie, die neuen Tendenzen fotografischen Arbeitens in der Moderne und die Neuansätze der Autor*innenfotografie seit den 1970er Jahren. Sie umfasst weiterhin eine der qualitätsvollsten Sammlungen zur Fotografiegeschichte der DDR und herausragende Arbeiten der zeitgenössischen Fotoszene.

Das mit jährlich 15.000 Euro dotierte Stipendium wird durch die Unterstützung des international bekannten Designers, Editors, Sammlers und Fotohistorikers Manfred Heiting ermöglicht und in enger Zusammenarbeit mit ihm durchgeführt. Namensgeber des Stipendiums ist der Berliner Kurator, Verleger, Publizist und Fotografiehistoriker Thomas Friedrich (1948 – 2011). Seine Leidenschaft für die Fotografie und sein Forscherinstinkt sind Vorbild und Aufforderung, um bisher unerforschte Sammlungsbestände der Berlinischen Galerie wissenschaftlich zu erschließen.

Die Forschungsinhalte und - themen entwickelt eine Fachjury, bestehend aus:  Janos Frecot (ehemaliger Leiter der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie), Ulrich  Domröse (Leiter der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie), Dr. Ingrid Wagner (Senatsverwaltung für Kultur und Europa) und Manfred Heiting als informelles Mitglied.

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