Vier Berliner Schulklassen nehmen die Berlinische Galerie seit Mitte 2018 genau unter die Lupe. Sie kommen jeweils alle zwei Wochen ins Museum, um Kunst zu sehen, künstlerisch-praktisch zu arbeiten und persönliche sowie gesellschaftliche Fragen zu formulieren.
Zusammen mit den begleitenden Kunstvermittler*innen und Lehrer*innen werden diese im Dialog mit den Kunstwerken diskutiert. Sowohl die Dauerausstellung als auch die wechselnden Sonderausstellungen bieten dafür vielfältige Anknüpfungspunkte.
Im Programm „Museum im Sucher“ wird das Museum zu einem konstanten Lern – und Erfahrungsraum. Die Schüler*innen haben die Möglichkeit unterschiedliche Facetten der Museumsarbeit kennen zu lernen. Ausgehend davon entwickeln sie Projekte, mit denen sie sich wiederum ins Museumsgeschehen einbringen. Zum Beispiel trägt eine Klasse ihre Ideen für den entstehenden Bildungsraum bei und tritt dafür in Dialog mit den Architekt*innen. Eine weitere Klasse arbeitet zur barrierefrei gestalteten Dauerausstellung und befragt einen blinden Besucher. Ziel dieses Projekts ist, dass die Berlinische Galerie zu einem selbstverständlichen Lernraum für Schüler*innen wird und Stimmen von jungen Leuten mehr Sichtbarkeit und besseres Gehör im Museum erlangen.
Die teilnehmenden Klassen sind die M4 der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule, eine 5. Klasse der Otto-Wels-Grundschule und eine Willkommensklasse der Rosa-Parks-Grundschule. Die Lehrer*innen sind dabei eng in die Konzeption mit den Kunstvermittlerinnen Ricarda Heliová und Kolja Kohlhoff eingebunden.
Das Projekt „Museum im Sucher“ wird von der gemeinnützigen Vertical Stiftung gefördert. 2022 wird das Projekt zusätzlich durch die GASAG unterstützt.
Fotografien aus dem Berliner Stadtleben
In Vorbereitung auf die Ausstellung „Akinbode Akinbiyi. Being, Seeing, Wandering“ haben die Schüler*innen der M4 der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule Berlin im Rahmen des Projektes „Museum im Sucher“ Szenen aus dem Berliner Stadtleben fotografiert.
Die M4 sind: Aaliyah, Ábel, Ada, Ali, Asya, Carla, Ceyhan Mohammed, Dean, Ebru, Elham, Felix, Lovisa, Luisa, Mariam, Mohammed, Neda, Nurgyul, Ozan, Rafael, Semanur, Seymen, Timo, Tuana, Vincent, Wiktor, Zoe und die Lehrerinnen Jasmin Ulmer und Stefanie Bühlchen
Kunstvermittlung: Kolja Kohlhoff
Ideen für eine Zeitung
Seit 2023 kommt die 6b der Kreuzberger Otto-Wels-Grundschule regelmäßig im Rahmen des "Museum im Sucher" Programms in die Berlinische Galerie. Zusammen mit der Kunstvermittlerin Kolja Kohlhoff haben die Schüler*innen ihre Eindrücke vom Museum in ersten Entwürfen für eine Zeitung festgehalten. Dabei rückten sowohl Ausstellungsobjekte als auch Orte im Museum in den Blick.
Die Klasse 6b sind: Asya, Aybüke, Emina, Eymen, Florian, Havin, Helin, Joshua, Justin, Kian, Lavin, Mia, Nour, Sameeksha, Selvina, Simge, Tuana, Umeyr, Vadym, Yaassin, Yasin, Zahraa und die Lehrer Herr Wittwer und Herr Rätz
Der Keller der Finsternis
Geschrieben von Simge, 09.05.2024
"Am 08.05.2024 besuchte die Klasse 6b der Otto-Wels-Grundschule das Depot der Berlinischen Galerie. Herr Wolfgang führte uns durch das Depot, das ungefähr 3000 bis 4000 Bilder beherbergt. Es besteht aus sechs Abteilungen: der Fotoabteilung, der Skulpturenabteilung, der Gemäldeabteilung, der Architekturabteilung, der Abteilung mit Informationen über Künstler*innen und einer Souvenirabteilung. Viele Kinder fanden den Besuch spannend, da es eine neue Erfahrung war, und wir haben viel Neues gelernt. Die dort ausgestellten Werke waren sowohl wertvoll als auch kostbar. Wolfgang zeigte uns die verschiedenen Objekte und erklärte ihre Geschichte. Er beantwortete auch unsere Fragen. Die Klasse 6b hatte sich schon lange auf den Besuch im Keller gefreut. Es war faszinierend zu sehen, wie die Werke gelagert werden, zum Beispiel werden die Fotos in einem kühlen Abteil aufbewahrt. Lina und Kolja hatten das Projekt organisiert, und wir möchten uns bei ihnen bedanken. Der Keller war überraschend gut beleuchtet, obwohl viele Kinder erwartet hatten, dass es dort finster sein würde und nur eine Glühbirne leuchten würde. Er erstreckte sich über eine Fläche von mehr als 6000 Quadratmetern."
Geschichten zu Munch
Zwei der Kooperationsklassen aus dem "Museum im Sucher" Programm haben sich auf einer persönlichen Ebene mit den Werken in der Ausstellung "Edvard Munch. Zauber des Nordens" beschäftigt. Die Schüler*innen der 6b der Otto-Wels-Grundschule und der M4 der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule haben sich jeweils für ein Kunstwerk ihrer Wahl entschieden und ihre eigenen Geschichten zu den Kunstwerken verfasst.
Kunstvermittlung: Kolja Kohlhoff
Munchs Malerei
Schüler*innen der 9./10. Klassenstufe (M4) der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule besuchen die Berlinische Galerie alle zwei Wochen als Teil des Programms „Museum im Sucher“. Sie haben ihre ersten Gedanken zur Munch-Ausstellung in Glückskeksform festgehalten. Es sind kleine vereckte Gedanken zu Munchs Bildern. Die Aussagen der Schüler*innen werden von November 2023 bis Januar 2024 in 207 m². Raum für Aktion und Kooperation präsentiert.
Die M4 sind: Aaliyah, Ábel, Ada, Ali, Asya, Carla, Ceyhan Mohammed, Dean, Ebru, Elham, Felix, Lovisa, Mariam, Mohammed, Neda, Nurgyul, Ozan, Rafael, Semanur, Seymen, Tei, Timo, Tuana, Vincent, Wiktor, Zoe und den Lehrerinnen Jasmin Ulmer und Stefanie Bühlchen
Kunstvermittlung: Kolja Kohlhoff
Mit Unterstützung der Vertical Stiftung
Ein Gefühl von Freiheit für Frauen
Bunte Trauer
Die Wahrheit schmerzt.
Der Wald ist leer wie manche Herzen.
Dunkelheit trotz Farbenfrohheit.
Die Schrecken der Tiefen
Er sah mir in die Augen, als hätte er alles gewusst.
Ich werde ausgeschlossen.
Angst
Einsamkeit in einer Welt voller Farben
Verstörend
Sie wollten nie weg.
Menschen haben viele Gesichter.
Die Traurigkeit ist omnipräsent.
Gestorbene Hoffnung
Menschen, die äußerlich perfekt sind, leben in einer Lüge.
Schlaf niemals mit offener Tür.
Picknicke niemals, wenn du nicht weißt, wer das Picknick gemacht hat.
Es war alles verschwommen, aber sie war immer noch da.
Das Gefühl der Leere ist sehr traurig.
Gefühllos! Gesichtslos! Niemand lacht.
Die Zeit heilt keinen Schmerz, man gewöhnt sich nur an den Schmerz.
Glücklichkeit bei Menschen, die lächeln.
Bedrückende Stimmung
Hässlich, aber irgendwie auch faszinierend
Die Schüler*innen der 9. und 10. Klasse der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule Berlin haben während der Schließzeit der Berlinischen Galerie von Februar bis Mai 2023 ein Projekt zur Ausstellung „Suddenly Wonderful. Zukunftsideen für Westberliner Großbauten der 1970er Jahre“ erarbeitet. Dabei besuchten sie Gebäude in Berlin, die häufig als hässlich angesehen werden und informierten sich über bauliche Besonderheiten, Gegebenheiten und Möglichkeiten für deren Zukunft. Höhepunkt war es, ins „ICC“ hineingehen zu können und Kurzfilme zu drehen. Die Klasse hat diesen großteils verlassenen Ort als inspirierend wahrgenommen und fand sich in einer Art überdimensionalem Spielplatz wieder – also doch schon „suddenly wonderful“?
Schüler*innen: Aaliyah, Ada, Ali, Ben, Dean, Elham, Felix, Isaac, Lilian, Lisa, Levi, Lovisa, Mehmet, Mohammad, Neda, Nurgyul, Omar, Ozan, Semanur, Sara, Tarik, Timo, Tuana, Yiğit
Kunstvermittlung: Claire Fristot, Kolja Kohlhoff
Was geht?
Schüler*innen einer Willkommensklasse der Anna Freud Oberschule haben sich während der Zeit des Lockdowns fern des Museums intensiv mit der Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ und ihren Fragestellungen auseinandergesetzt. Stadt- wie Wohnraum waren gleichermaßen Thema. Mit den von ihnen selbst aufgenommenen Fotografien ihrer Wohnsituationen antworten die Schüler*innen auf das Projekt „Revisited“ der Guerilla Architects, das Bewohner*innen, die in den ambitionierten Berliner Architekturen der 80er Jahre leben, dokumentiert. Waren in den Entwürfen der Klasse zu einer neuen Stadt das Soziale wie auch die Begrünung wesentliche Punkte, so wie es vor 40 Jahren Antrieb des neuen Bauens war, sieht die reale Situation ihres Wohnens deutlich anders aus.
Kunstvermittlerin: Kolja Kohlhoff
Das Projekt „Museum im Sucher“ wird von der gemeinnützigen Vertical Stiftung gefördert.
Schatten im Sucher
Da unsere Kooperationsklassen seit Beginn der Corona-Pandemie nicht ins Museums kommen können, bekommen sie regelmäßig Post von uns. Darin befinden sich alle zwei Wochen neue Anregungen und Aufgaben zu den Themen der Ausstellungen in der Berlinischen Galerie.
Die 6. Klasse der Charlie-Chaplin-Schule hat ausgehend von der Ausstellung „Umbo. Fotograf. Werke 1926–1956“ folgenden Auftrag erhalten: „Schatten sind dunkle Flächen. Muster, Glitzer, Aufschriften werden vom Dunkel geschluckt. Je nachdem, wie die Sonne am Himmel steht, werden die Schatten ganz breit und kurz oder ganz lang. Achte einmal darauf.“
Die Schüler*innen haben Schatten aufgespürt und mit ihren Handys diese Licht-Zeichnung fotografisch festgehalten. Dabei sind ganz tolle Ergebnisse entstanden!
Kunstvermittlerin: Kolja Kohlhoff
Bildreportagen aus dem Märkischen Viertel
Als es im Frühjar 2020 für die Schüler*innen unserer Kooperationsklassen nicht möglich war ins Museum zu kommen, sind alternative Projekte entstanden, die von zu Hause aus umgestzt werden konnten. Dabei stand der Bezug zu den Ausstellungen der Berlinischen Galerie nach wie vor im Fokus. Die Klasse 6a der Charlie-Chaplin-Grundschule hat Motive in ihrer Umgebung mit Einwegkameras aufgenommen. Wie bei dem Fotografen Umbo, dessen Fotografien unter anderem als Bildreportagen erschienen, haben die Schüler*innen daraus Bildgeschichten gestaltet, die Einblicke in die Zeit während ihres Lockdowns geben.
Kunstvermittlerin: Kolja Kohlhoff
"Was mein Balkon sieht"
von Saman
"Meine Geschichte: Ich bin durch die Stadt Berlin gereist."
von Alex
Weitere Bildungsprojekte
Schulkooperationen
Eine Auswahl vergangener und aktueller Projekte der Zusammenarbeit von Schulen mit der Berlinischen Galerie
Kultur mit allen Sinnen
Wie kann das Kunstmuseum ein inklusiver, barrierefreier Ort werden? Seit Frühjahr 2015 nähert sich die Berlinische Galerie in enger Kooperation mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) dieser Frage.
Berlin & Ich
"Abseits vom individuellen Alltag trifft sich eine Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters zu gemeinsamen Ausflügen: Wo stehe ich selber in Berlin und wen gibt es hier noch? Was wünsche ich mir als Kontrast zu meinem Alltag und wofür ist nie Zeit ... ?"