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Vorschau

Saodat Ismailova

Im IBB-Videoraum

Filmstill: Blick in eine karge Landschaft vor einem mittelblauen Himmel. Im Vordergrund ist eine weiße Fahne an einem Fahnenmast aus Holz zu sehen, im Hintergrund eine Art dreieckiges Holzgerüst, das im unteren Bereich mit weißem Stoff verkleidet ist.

Saodat Ismailova, The Haunted, 2017, film still

© Saodat Ismailova

Saodat Ismailova gehört zur ersten Generation zentralasiatischer Künstler*innen, die in der postsowjetischen Ära erwachsen wurde. In ihren Arbeiten untersucht sie die komplexen Kulturen dieser Region. Dabei verwebt sie häufig Mythen, Rituale und Träume mit dem Alltag und beschäftigt sich mit sozialen und ökologischen Fragen. Wiederkehrende Themen ihrer Arbeit sind die Identität und Emanzipation von Frauen – auch aufgrund ihrer wichtigen Rolle bei der Bewahrung von kulturellem und spirituellen Erbe, der Weitergabe von Geschichten und Bräuchen von Generation zu Generation.

In der Berlinischen Galerie werden zwei Werke gezeigt: „The Haunted“ (2017, 23 Min.) sowie „Bibi Seshanbe“ (2022, 52 Min.). „The Haunted“ ist eine imaginäre Begegnung mit dem ausgestorbenen Kaspischen Tiger, der der Kolonialisierung Zentralasiens zum Opfer fiel. Heute lebt der Tiger als heiliges Urbild im kollektiven Gedächtnis und in den Träumen der Menschen vor Ort weiter.
Bibi Seshanbe Ona (wörtlich: „Die Dame des Dienstags“) ist ein in Zentralasien weit verbreitetes Segensritual. Es wird in einem kleinen Kreis von Frauen durchgeführt und umfasst das Kochen spezieller traditioneller Speisen, das Anzünden von Kerzen, die Wahrsagerei mit Mehl sowie die Narration einer Geschichte mit Parallelen zu Aschenputtel. Es steht beispielhaft für althergebrachte Rituale, die das Leben von Frauen von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod begleiten. Ismailova verbindet in ihrem Film drei Elemente: Eine märchenhafte Erzählung, das Ritual als ethnografisches Zeitzeugnis und die Geschichte von Bibi Sora Oripova, einer heutigen „guten Fee“, die für die Rechte von Frauen mit Gewalterfahrungen im heutigen Usbekistan kämpft.

Über die Künstlerin

Saodat Ismailova wurde 1981 in Taschkent in Usbekistan geboren. Sie studierte Film- und Videoregie an der Kunstakademie von Taschkent. Sie stellte in den letzten Jahren auf der Sharjah Biennial 15 (2023), der 59. Biennale von Venedig (2022), der documenta fifteen (2022) und bei Einzelausstellungen im Pirelli HangarBicocca in Mailand (2025/25), Eye Filmmuseum in Amsterdam (2023) und Le Fresnoy in Tourcoing (2023) aus. Ihre Werke sind im Centre Pompidou in Paris, Stedelijk Museum in Amsterdam, FRAC in Frankreich, Almaty Museum of Arts und Tselinny Temporary in Almaty zu finden.

IBB-Videoraum

Im IBB-Videoraum werden seit 2011 Künstler*innen präsentiert, die mit zeitbasierten Medien arbeiten. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Namen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Positionen, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden. Jedes Screening erlaubt eine neue Auseinandersetzung mit  Werken, die mediale oder auch politische und soziale Fragestellungen anstoßen. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, marginalisierten Perspektiven Raum zu geben und Auswirkungen von Machtstrukturen sichtbar zu machen.