Lovis Corinths Bedeutung für die Moderne ist kaum zu überschätzen. Bereits zu Lebzeiten zählte der virtuose Maler (1858–1925) zu den bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Berliner Kunstszene. In Tapiau in Ostpreußen geboren und aufgewachsen zog er im Jahr 1900 von München nach Berlin. Die Reichshauptstadt war zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich progressiver und lebendiger als die bayrische Residenzstadt. „Angefangen hat es erst in Berlin“, soll Corinth seine Erfolgsgeschichte an der Spree kommentiert haben.
Im Fokus der großen Schau in der Berlinischen Galerie stehen Corinths steile Karriere und sein großer Einfluss auf die Kunstszene der Stadt, aber auch sein prägendes privates Umfeld. Wie modern der Künstler malte, lebte und dachte, zeigen darüber hinaus weniger bekannte Themen, denen eigene Kapitel gewidmet sind: Corinths Malschule, in der er vor allem Frauen unterrichtete, und seine Arbeit für das Berliner Theater. Bis heute steht Corinths Position für einen spontanen, expressiven Umgang mit Pinsel und Farben, der die Entwicklung der Malerei entscheidend prägte. Man denke an die Berliner Jungen Wilden, aber auch an Georg Baselitz oder den englischen Künstler Lucien Freud.
Die Berlinische Galerie besitzt einen Bestand qualitätvoller Gemälde des Künstlers. Mit der Ausstellung erforscht sie die eigene Sammlung und erweitert ihre erfolgreiche Reihe monografischer Ausstellungen zur Berliner Moderne, darunter 2023 Edvard Munch, 2021 Ferdinand Hodler, 2019 Lotte Laserstein, 2017 Jeanne Mammen oder 2015 Max Beckmann.