Anna Zett ist Künstlerin und Autorin. Ihre künstlerische Praxis arbeitet mit analytischen und emotionalen Mitteln, stellt dominante Strukturen in Frage und schafft Raum für offenen Dialog und eigenes Erleben. Dabei entstehen u.a. Filme, Installationen, Hörspiele, Texte und Live-Formate, zuletzt z. B. das kollaborative Forschungsprojekt „Postsozialistische Gruppenimprovisation“. In den letzten Jahren standen widerständige Ostperspektiven im Fokus ihrer Arbeit.
In der Berlinischen Galerie ist ihre jüngste Videoarbeit „Es gibt keine Angst“ (2023, 31 Min.) zu sehen. Zett bezeichnet sie selbst als einen „Archiv-Thriller“, der in einem vergangenen Polizeistaat spielt. Auf der Grundlage eigener Kindheitserlebnisse und einer mehrmonatigen Arbeits- und Recherchephase am Berliner Archiv der DDR-Opposition hat Zett einen ebenso intensiven wie poetischen Kurzthriller montiert. Im Zentrum steht die zweite Besetzung der Berliner Stasi-Zentrale mit Hungerstreik im September 1990 – einem Akt der politischen Selbstermächtigung, der heute wenig bekannt ist. Zu sehen sind u.a. Aufnahmen der 1986 gegründeten Umweltbibliothek, einem wichtigen Knotenpunkt im Netzwerk der basisdemokratischen Friedens- und Umweltbewegung in Ostberlin.
Anna Zett verwebt Gegenbilder und Fernsehbilder aus der späten DDR mit hochverdichteten Stimmen von einer Ostberliner Lyrikkassette aus dem Jahr 1986. Die assoziative Erzählung ist eingebettet in eine vielspurige Musikcollage (Komposition: Matti Gajek) aus Improvisations- und Untergrundmusik dieser Zeit.