Der*Die Künstler*in
Simon(e) Jaikiriuma Paetau (*1986) ist ein*e deutsch-kolumbianische*r Künstler*in mit einer Praxis zwischen Film, Performance und Medienkunst. Ein Schwerpunkt seiner*ihrer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dekolonialen Themen und queeren Kulturen. Paetau studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln und an der Filmhochschule EICTV in Kuba.
In der Berlinischen Galerie sind drei Werke zu sehen, die seit 2021 in multipler Autor*innenschaft entstanden sind. Paetau entwirft in ihnen Utopien des Widerstands gegen heteronormative und (post-)koloniale Strukturen.
Mojana (2021)
Mojana (2021, 18 Min., Regie zusammen mit Nadia Granados) ist die assoziative Neuinterpretation eines kolumbianischen Mythos: Im Zentrum des Films steht die verführerische, männerfressende Mojana – ein Meerjungfrauen-Monster, das sowohl begehrt als auch bestraft wird. Der Film prangert die Gewalt gegen dieses weibliche Fabelwesen an und erhebt es zum Symbol transfemininer Widerstandskraft.
Aribada (2022)
In Aribada (2022, 30 Min., Regie zusammen mit Natalia Escobar) verschmelzen Dokumentarfilm und Fiktion. Das titelgebende mythische Wesen trifft auf Las Traviesas, eine Gruppe indigener Transfrauen der Embera in Kolumbien. Bei ihnen existieren das Magische, das Spirituelle, das Traumhafte und das Performative auf gleichberechtigte Weise. Verzaubert von ihrer Schönheit und Stärke beschließt Aribada, sich den Traviesas anzuschließen, um eine trans-futuristische Gemeinschaft zu gründen.
Mourning Stage (2022)
Die beiden narrativen Arbeiten werden durch das performative Video Mourning Stage (2022, 16 Min, Regie zusammen mit Carlos Motta) ergänzt, dessen Protagonist*in Paetau ist. Ausgehend von Zeichnungen, die verschiedene Darstellungen von feminisierten Dämonen und des Teufels in der Hölle zeigen, nutzt Paetau seinen*ihren Körper und seine*ihre Mimik für eine rituelle Performance von hoher Intensität. Sie kann als Trauerarbeit und Wut auf die aufgezwungenen kolonialen Vorgaben der katholischen Kirche bezüglich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität gelesen werden. Zugleich ist sie auch eine Huldigung der Widerstandskraft des durch Moralvorstellungen fetischisierten und kolonialisierten Körpers.
IBB-Videoraum
Im IBB-Videoraum werden seit 2011 Künstler*innen präsentiert, die mit zeitbasierten Medien arbeiten. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Namen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Positionen, die bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden.
Jedes Screening erlaubt eine neue Auseinandersetzung mit Werken, die mediale oder auch politische und soziale Fragestellungen anstoßen. Besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, marginalisierten Perspektiven Raum zu geben und Auswirkungen von Machtstrukturen sichtbar zu machen.