"Addio Vedova, Künstler der Rebellion“ – so verabschiedete La Repubblica Emilio Vedova im Herbst 2006. Gut ein Jahr nach dem Tod des Künstlers würdigt die Berlinische Galerie den Hauptvertreter des italienischen abstrakten Expressionismus mit der ersten umfassenden Retrospektive in Deutschland. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit der Galleria nazionale d’arte moderna e contemporanea in Rom entstanden, wo sie bis Anfang Januar 2008 zu sehen war. Bis zu seinem Tod war auch der Künstler selbst, später die Stiftung Emilio und Annabianca Vedova in Venedig aktiv in die Ausstellungsvorbereitungen eingebunden.
Vedova war seit 1948 Stammgast auf der Venedig-Biennale, 1997 wurde er mit dem Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Neben Venedig fühlte er sich zeitlebens Berlin eng verbunden, wo er 1993 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt wurde. Von Ende 1963 bis Mitte 1965 lebte und arbeitete er in der damals geteilten Stadt als „Artist in Residence“ im Rahmen eines Stipendiums der Ford Foundation. Vedova war fasziniert von den Gegensätzen der Stadt. Mit der hier entstandenen Arbeit Absurdes Berliner Tagebuch ´64 – eines seiner Hauptwerke – wurde der Künstler auf die documenta III eingeladen. 2002 schenkte der Künstler diese monumentale Arbeit der Berlinischen Galerie.
Die Ausstellung gibt mit rund 150 Arbeiten einen bisher in Deutschland einzigartigen Überblick, der Vedovas gesamtes Lebenswerk von den Jugendjahren bis zu seinem Tod umspannt. Ausgehend von den frühen Zeichnungen und Gemälden der 1930er Jahre zeigt die Ausstellung zunächst Vedovas Entwicklung zur Abstraktion, seine Geometrien und seine Hinwendung zu einem offenen und expressiven Malstil in den 1950er Jahren. Seit den 60er Jahren experimentierte Vedova mit der Erweiterung des klassischen Bildraumes. Es entstehen die so genannten Plurimi: Malerei und Collage auf mehrseitigen, beweglichen Holzelementen, die frei in den Raum gehängt oder gestellt werden. Ihr prominentestes Beispiel: das Absurde Berliner Tagebuch ’64. Eine zweite monumentale Malerei-Installation innerhalb der Ausstellung sind die Dischi, Tondi und Oltre aus den 80er Jahren – großformatige, frei im Raum installierte beidseitig bemalte Holzscheiben. Diese raumgreifende, zum Objekt gewordene Malerei verweigert sich der klassischen Distanz zum Bild und fordert den Betrachter auf, sich physisch in das Bild hinein zu bewegen, sich zu ihm zu positionieren.