Der komplexe Ankauf wurde von der Galerie Kicken Berlin zusammen mit der Tochter des Künstlers, Phyllis Umbehr, und ihrem Ehemann Manfred Feith-Umbehr sowie durch die Kulturstiftung der Länder mit unermüdlichem Engagement vorangetrieben. Darüber hinaus gehören die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die LOTTO-Stiftung Berlin zu den größten Unterstützern.
Umbos Werke sind für die Sammlungen der drei Museen ein substanzieller Zugewinn. Für die Berlinische Galerie zeichnen seine Arbeiten aus den 1920er- und den frühen 1930er Jahren ein repräsentatives Bild der kulturgeschichtlich bedeutenden Zeit der Weimarer Republik, der vielleicht wichtigsten Jahre der Moderne in Berlin. Für Hannover bedeutet der Ankauf einerseits ein Stück wiederentdeckter Kunstgeschichte der Stadt. Zum anderen ist er ein wichtiger neuer Baustein und eine markante Erweiterung der Fotoabteilung, auch im Hinblick auf die Geschichte der Bildreportage. Die Stiftung Bauhaus Dessau hat jenen Teil des Umbo Nachlasses aufgenommen, der im unmittelbaren Bezug zur Fotografie am Bauhaus steht. Durch die Umbo Werke wird nun der Bereich Fotografie als Bestandteil der Sammlung deutlich gestärkt.
Auswahl einiger Werke
aus dem Ankauf
Zu allen Werken des Umbo Ankaufs
in unserer Sammlung OnlineFotograf der Moderne
Umbo steht für eine Art „Urknall“ der modernen Fotografie Mitte der 1920er Jahre – so der Kunsthistoriker Herbert Molderings 1995 in seiner Retrospektive des Künstlers. Sein von Ideenreichtum und Experimentierfreude getragenes Werk beeinflusste maßgeblich die Fotografie des Neuen Sehens. Geprägt von frühen Erfahrungen im Umfeld der Wandervogelbewegung besuchte er von 1921 bis 1923 das staatliche Bauhaus in Weimar und wandte sich 1926, angeregt durch seinen Freund Paul Citroen, in Berlin der Fotografie zu. Umbos Anfangsjahre als Fotograf waren geprägt von der Welt der Schauspieler- und Künstlerbohème. Die Melancholie der Großstadt wurde sein großes Thema. Für die Wiedergabe urbaner Landschaften beschritt er einen ganz persönlichen Weg, eine Ästhetik, in der die Formprinzipien des „Neuen Sehens“ mit der expressiven Ästhetik seines Bauhaus-Lehrers Johannes Itten zusammen gehen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Atelier Umbos und damit auch sein Archiv bei einem Bombenangriff auf Berlin zerstört. Hannover wurde zum Lebensmittelpunkt des Künstlers. In den 1950er Jahren entstanden Fotogramme, Portraits und Reportagen - vor allem für die Picture Post. Als Lehrer für Fotografie und als Mitarbeiter der Kestner-Gesellschaft blieb Umbo der Kunst verbunden, doch sein Werk geriet in Vergessenheit. In den 1970er Jahren, als die Fotografie als Kunstform Einzug in museale Kontexte hielt, wurden seine Bilder nach und nach wiederentdeckt. Vor allem der Galerist Rudolf Kicken bemühte sich um eine Rekonstruktion des Werkes. Kurz vor Umbos Tod eröffnete 1979 die erste Einzelausstellung in der Spectrum Photogalerie im Kunstmuseum Hannover.
Provenienz
Umbo hatte der Galerie Kicken die Alleinvertretung seines bis 1945 entstandenen Werkes übertragen, wohin auch Umbos Fotografien aus dem Besitz von Paul Citroen zurückflossen. Über mehrere Jahrzehnte hinweg trieb Rudolf Kicken mit unermüdlichem Einsatz das Vorhaben voran, das Gesamtwerk zu erhalten und zugänglich zu machen. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der Tochter des Künstlers, Phyllis Umbehr, die mit ihrem Ehemann Manfred Feith-Umbehr einen weiteren Teil des Nachlasses bewahrte. Indem sie Umboss Arbeiten auch für Forschungszwecke zur Verfügung stellten, konnte die bedeutende Umbo-Monographie von Professor Herbert Molderings entstehen. Im Jahr 2000 erwarb der Sammler Thomas Walther einen bedeutenden Teil aus dem Nachlass des Künstlers. Auch ihm war es ein wichtiges Anliegen, diese Erwerbung perspektivisch einem deutschen Museum zur Verfügung zu stellen. Der Ankauf im Jahr 2016 wurde durch die drei Museen über sieben Jahre hinweg vorbereitet. Dabei ging es nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die Zusammenführung der Werke aus diesen drei Provenienzen. Eine zusätzliche umfangreiche Schenkung von Umbo-Archivalien durch Phyllis Umbehr ermöglicht eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung von Umbos Gesamtwerk.
Ausstellung
Die Erwerbung des Nachlasses wird mit einer umfassenden Ausstellung gefeiert. Mit etwa 200 Werken und Dokumenten ist diese die erste große Retrospektive des Fotografen nach 24 Jahren. „Umbo. Fotograf. Werke 1926 – 1956“ ist eine Ausstellung des Sprengel Museum Hannover, die in Kooperation mit der Berlinischen Galerie und der Stiftung Bauhaus Dessau entstanden ist. Vom 21.02.2020 bis zum 25.05.2020 ist diese Retrospektive, nach Hannover, in der Berlinischen Galerie zu sehen.
Die drei Museen haben vereinbart, die wissenschaftliche Erschließung und Vermittlung in enger Zusammenarbeit umzusetzen und sich jeweils die Teilbestände zur Ausleihe zur Verfügung zu stellen.
Förderer und Sponsoren
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung. Weiterer Unterstützer der Berlinischen Galerie: LOTTO-Stiftung Berlin. Weitere Unterstützer des Sprengel Museums Hannover: Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Fritz Behrens Stiftung, Stiftung Niedersachsen, Verein der Freunde des Sprengel Museum Hannover e.V. Weitere Unterstützer der Stiftung Bauhaus Dessau: Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Hermann Reemtsma Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Wüstenrot Stiftung, Lotto Sachsen-Anhalt.