„Wir wollten diese ganze Harmoniesuppe in Berlin ordentlich aufrühren, in der nur alles fade dahindümpelte.“
Georg Baselitz
Kaum eine Galerie in West-Berlin zeigte Anfang der 1960er Jahre zeitgenössische Malerei, erst recht keine gegenständlichen Bilder. In Mode waren Abstraktion und Informel. Die jungen Studenten Georg Baselitz (*1938) und Eugen Schönebeck (*1936) hatten darum keine Chance, ihre wilde, figürliche Kunst auszustellen und wurden selbst aktiv. Ihre erste gemeinsame Ausstellung organisierten sie 1961 in einem zum Abriss freigegebenen Wohnhaus – eine Ruine als Kurzzeitgalerie mitten in Berlin-Wilmersdorf. Sogar eine Art Werbekampagne hatten sie sich dafür ausgedacht: Sie verfassten das „Pandämonische Manifest“, eine wütende Streitschrift, die sie in der Stadt verteilten. In ihr erklärten beide Künstler das Hässliche, Obszöne und Blasphemische zu den wichtigsten Themen einer neuen figurativen Malerei und schufen gleich zwei Fassungen ihres Pamphlets „Wir wollten diese ganze Harmoniesuppe in Berlin ordentlich aufrühren, in der nur alles fade dahindümpelte,“ sagte Baselitz später in einem Interview.
Georg Baselitz und Eugen Schönebeck
Pandämonisches Manifest
1962
Manuskripte
Papier, maschinengeschrieben, gezeichnet mit Tusche
88 x 124 cm (Blattmaß)
Erworben aus Haushaltsmitteln der Berlinischen Galerie 1999