1950 wurde Hans Uhlmann (1900 – 1975) an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin berufen. Im selben Jahr begann er, die ersten Zeichnungen in schwarzer Kreide auszuführen – eine Technik, die er von nun an bevorzugt verwendete. In seinen Bildwelten trat Figürlich-Gegenständliches immer mehr zurück und das Zusammenspiel von Linie und Fläche, von Hell und Dunkel wurde zum Hauptthema seiner Zeichnungen.
Dieses Blatt ist ein besonders großes Exemplar aus dieser Zeit. Von den Rändern schieben sich kompakte schwarze Felder ins Bild. Sie sind in ein Gefüge von Linien eingespannt, die exakt mit dem Lineal gezogen wurden und meist im spitzen Winkel aufeinander zulaufen. Dieses Geflecht scheint sowohl neben als auch unter und über den schwarzen Flächen zu liegen. Stellenweise wirkt es wie ein durchsichtiges, schwebendes Gerüst – gehalten von Fäden, die außerhalb des Bildes verankert sind. Es entstehen, wie auf allen späteren Kreidezeichnungen von Uhlmann, räumliche Situationen und Spannungsfelder. Den Bezug zur Realität braucht der Künstler dazu nicht.
Ohne Titel, 1958
Kreide auf Karton
100 x 150 cm
Erworben aus Haushaltsmitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin, 1989
Hans Uhlmann
(1900 Berlin – 1975 Berlin)
Hans Uhlmann schloß sein Studium an der Technischen Hochschule in Berlin als Diplom-Ingenieur ab. 1924 entstanden seine ersten Plastiken. Von 1933 bis 1935 war er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ im Gefängnis Berlin-Tegel inhaftiert. Seit 1935 entstanden Zink-, Eisenblech- und Drahtplastiken, die 1945 zum ersten Mal ausgestellt wurden. 1947/48 organisierte Uhlmann Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen in der Berliner Galerie Gerd Rosen. 1950 wurede er als Professor an die Hochschule für bildende Künste in Berlin berufen. Seit 1956 war er Mitglied der Akademie der Künste. Uhlmann nahm an der documenta I, II und III in Kassel teil.