Grafik

Still und zart – laut und schrill

Zeichnung von Paul Goesch, Gouache und Tusche auf Papier, 22,4 x 28,5 cm

Paul Goesch, Ohne Titel, um 1920

© Urheberrechte am Werk erloschen, Repro: Kai-Annett Becker

Diese Gouache-Zeichnung zeigt in groben Farbflächen eine surreale Szenerie: Aus orangefarbenem Hintergrund blickt ein übergroßes Gesicht in Türkis mit blauen Haaren auf einen See. Auf einem Segelboot steht eine Person am Ruder. Darüber schwebt ein Stück Erde mit Bäumen, am Ufer links stehen drei dunkle Zypressen, flankiert von zwei Menschen, am rechten Bildrand steht eine nackte Frau.

Grafik wird gern als ein zurückhaltendes Medium bezeichnet. Das trifft aber bei weitem nicht auf alle Papierarbeiten in unserer Sammlung zu. Die radikal-absurden Fotomontagen von Hannah Höch lassen zum Beispiel tief in die Abgründe der Weimarer Republik blicken. Und heute arbeiten Grafiker*innen auch in riesigen Formaten. Unser größtes Werk auf Papier stammt von Nanne Meyer und ist über 10 Meter lang.

Rund 15.000 Blätter – Druckgrafiken und vor allem Zeichnungen – gehören zur grafischen Sammlung. Sie zeigen die ganze Vielfalt der Berliner Kunst vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis heute. Wichtige Schwerpunkte sind Dada Berlin, die osteuropäische Avantgarde der 1920er Jahre und die Neue Sachlichkeit. Außerdem gibt es bedeutende Bestände zum späten Expressionismus ab 1914 und künstlerischen Neubeginn nach 1945, zur Neuen Figuration der 1960er Jahre und Ost-Berliner Kunst seit Mauerbau und Mauerfall sowie – last, but not least – zur zeitgenössischen Zeichnung.

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Dr. Ilka Voermann

Leitung Grafische Sammlung
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