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Pariser Melancholie:
„Claude in einem Bistro,
St. Germain des Prés“

Herbert Tobias (1924 – 1982)

Fotografie von Herbert Tobias, Silbergelatinepapier, 34,5 x 34,6 cm
© Berlinische Galerie / VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Die grobkörnige Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt einen jungen Mann mit kurzem dunklem Haar. Er ist von schräg unten durch eine beschlagene Glasscheibe zu sehen. Diese ist vor seinem Gesicht freigewischt. Nachdenklich blickt er heraus. Der Hintergrund ist verschwommen.

Die Scheibe des Lokals ist von innen beschlagen. Mit der Hand hat der junge Mann ein Stückchen freigewischt und blickt nach draußen. Erwartet er jemanden? Oder hängt er einfach seinen Gedanken nach?

Gekonnt spielt der Fotograf Herbert Tobias (1924 – 1982) in dieser melancholischen Szene mit Hell und Dunkel, Schärfe und Unschärfe, Räumlichkeit und Fläche. Die Aufnahme entstand 1951 in Paris und zeigt einen Freund, Claude. An die Seine war Tobias seinem amerikanischen Geliebten Dick gefolgt, der dort Kunst studierte. Paris bot Homosexuellen im Vergleich zu Deutschland viele Freiheiten, die Tobias faszinierten. Immer wieder fotografierte er intime, zärtliche Momente zwischen Männern, die er minutiös inszenierte. Aus dieser Zeit stammen auch erste Aktaufnahmen, die damals weder veröffentlicht noch ausgestellt werden konnten. Geld verdiente Tobias zunächst als Retuscheur bei dem damals berühmten Modefotografen Willy Maywald. Bald veröffentlichte er auch eigene Modeaufnahmen und zog 1954 nach Berlin. Dort sicherte ihm sein poetisch-melancholischer Stil über zehn Jahre lang große Aufträge angesehener Modehäuser und Magazine.

Claude in einem Bistro, St. Germain des Prés, Paris
1951
Silbergelatinepapier
34,7 x 34,6 cm
Erworben als Schenkung aus dem Nachlass Herbert Tobias, 1986/1995

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