Arbeiterpaläste
für die junge DDR:
Die Stalinallee

Hermann Henselmann (1905 – 1995)

Zeichnung von Hermann Henselmann, Bleistift auf Transparentpapier, 86 x 120 cm
© Andreas Henselmann

Die Architekturzeichnung zeigt den Entwurf eines Hochhauses in zwei Ansichten nebeneinander, links: seitlich, rechts: frontal. Rechteckige Gebäudeteile und Fenster werden kombiniert mit dekorativen Elementen, wie etwa feingliedrige Geländer und Ziergiebel sowie Arkaden im Erdgeschoss. In den oberen Etagen sind die darüber liegenden Geschosse nacheinander zurückgesetzt.

Womit könnte sich ein Staat besser darstellen, als mit Architektur? Das erste Projekt, das die noch junge DDR repräsentieren sollte, war die Neubebauung der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee). Als Teil einer Hauptverkehrsachse, die am Brandenburger Tor begann, sollte die Stalinallee die Arbeiterbezirke im Osten mit dem Alexanderplatz verbinden. Der Strausberger Platz bildete den westlichen Auftakt. Seine Gestaltung war darum für die Verantwortlichen von zentraler Bedeutung. Hier sollten Maßstäbe gesetzt werden, die sich an sowjetischen Vorbildern orientierten.

Die Leitung der Planungsgruppe übernahm Hermann Henselmann (1905 – 1995). Sein Ausführungsentwurf veranschaulicht die neuen Vorgaben: Die monumentale Neuanlage ist im Stil „nationaler Bautraditionen“ geradezu klassizistisch gestaltet. Arkaden verbinden die Hochhäuser und Gebäude rund um den Platz, die in aufwändigen Materialien ausgeführt wurden. Diese „Arbeiterpaläste“ mit Säulen, Turmaufbauten und Verzierungen an den Fassaden waren eine radikale Absage an moderne Tendenzen wie das Neue Bauen der 1920er Jahre.

Stalinallee Berlin. Ansicht Strausberger Platz
1952
Berlin-Friedrichshain
Bleistift auf Transparentpapier
86 x 120 cm
Schenkung des Architekten, 1993

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