Initiativ finanziert durch die Ferdinand-Möller-Stiftung wurde 2006 mit der wissenschaftlichen Tiefenerschließung des Bestandes begonnen. Zur Unterstützung der Provenienzforschung im Sinne der Washingtoner Prinzipien und der „Gemeinsamen Erklärung“ wurde datenbankgestützt erfasst, welche Kunstwerke in der Geschäfts- und Künstlerkorrespondenz der Galerie Ferdinand Möller in den Berliner Jahren bis 1949 erwähnt werden und was mit ihnen geschehen ist. Zwischen 2009 und 2012 war diese Erschließung eines der ersten längerfristig geförderten Projekte der Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin. Im Anschluss ermöglichten Mittel des Landes Berlin die Digitalisierung des Fotoarchivs der Galerie Ferdinand Möller und eine den Anforderungen der Provenienzforschung gerechte Einbindung der 2013 aus der Ferdinand-Möller-Stiftung erhaltenen Dokumente in den Bestand. Die aktuelle Online-Stellung verknüpft die bisher erfassten Werke mit ihren Fundstellen innerhalb der Geschäftsunterlagen und wird sukzessive ergänzt. Fragen zu den Zusammenhängen der Erwähnung einzelner Werke werden gerne beantwortet.
Von 1918 bis 1949 arbeitete er in Berlin und trat insbesondere für den Expressionismus und Werke der Bauhausmeister ein. Als nicht-jüdischer Kunsthändler setzte er seine Geschäftstätigkeit auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten fort und konnte bis 1937 Ausstellungen mit Werken von Lyonel Feininger, Emil Nolde oder Oskar Schlemmer zeigen. Unter den letzten in Berlin verbliebenen Spezialisten für Moderne Kunst wurde er ab 1933 nicht nur ein wichtiger Ansprechpartner für jüdische Sammler, die ihren Kunstbesitz NS-verfolgungsbedingt aufgeben mussten, sondern auch ein „Verwerter“ von „entarteter“ Kunst aus deutschen Museen. Obwohl das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda verlangte, 1937 beschlagnahmte Werke ausschließlich in das Ausland zu verkaufen, gab Ferdinand Möller einen Teil dieser Werke noch bis zur Kriegsbeschädigung seiner Galerie Ende 1943 an Sammler in Deutschland ab. Er trug dazu bei, den Markt für die deutsche Moderne bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu erhalten und war ab 1946 unter den Ersten, die von Nationalsozialisten diffamierte Kunstwerke in das öffentliche Bewusstsein zurückbrachten.
1984 schenkte Angelika Fessler-Möller (1919 – 2002), die jüngste Tochter von Ferdinand Möller und selbst über viele Jahre hinweg Kunsthändlerin, der Berlinischen Galerie mehrere Tausend Geschäftsbriefe, sowie Ausstellungskataloge und weitere Unterlagen aus der Galerie ihres Vaters. 2013 wurde dieser Bestand durch eine Schenkung der Ferdinand-Möller-Stiftung, die Angelika Fessler-Möller 1995 gemeinsam mit dem Kunsthändler Wolfgang Wittrock (*1947) gründete, substanziell ergänzt.
Kontakt
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Dr. Wolfgang Schöddert
Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung
schoeddert@berlinischegalerie.de