Der Künstler Cem A. nahm die sanierungsbedingte Schließung der Berlinischen Galerie zum Anlass für eine Intervention: online auf dem Instagram-Kanal des Museums und on-site mit einer Installation auf dem Vorplatz. Ende April 2023 platziert Cem A. dort Hinweisschilder mit fiktiven Gründen für die Schließung des Museums. Die Schilder wechseln alle zwei bis drei Tage und haben die Ästhetik offizieller Informationsschilder im öffentlichen Raum. Zu lesen ist beispielsweise: „The Museum is closed to take a Moment to reflect. Thank you for your understanding“, „The Museum is closed to give the Artist some space. Thank you for your understanding“ oder „The Museum is closed due to lack of affordable Housing in Berlin. Thank you for your understanding“. Gleichzeitig wurden über Instagram Fotos veröffentlicht, die Vertreter*innen der Berliner Kunstszene in und außerhalb der Museumsräume mit den Schildern zeigen.
Cem A. betreibt seit 2019 die Meme-Seite @freeze_magazine und postet dort Inhalte, die sich humoristisch mit den Absurditäten der Kunstwelt und des Künstler*innen-Alltags beschäftigen oder über Memes Kunstkritik äußern. In seiner künstlerischen Praxis und in der Zusammenarbeit mit Kunst- und Kulturorganisationen (u.a. Documenta fifteen, 2022) erforscht Cem A., wie das Kulturphänomen Memes in physischen Umgebungen verortet werden kann. Das Projekt stellt Bezüge zur Meme-Kultur her. Es versucht, einen viralen Moment zu konstruieren, indem Schilder zum Einsatz kommen, die in den Sozialen Medien beliebte Vorlagen für Memes sind.
„Thank you for your understanding“ hinterfragt die Stimme von Museen im digitalen Raum, die oft als neutral und distanziert wahrgenommen wird und untersucht wie die Kritikfähigkeit des Publikums aktiviert werden kann, wenn ein Museum einmal nicht gemäß der ihm zugeschriebenen Rolle agiert. Cem A. nutzt dafür die Verbreitungsmechanismen sozialer Medien und macht dabei die Berlinische Galerie zur Plattform für den Diskurs über Kunstproduktion und Kunstkritik. Die Intervention erforscht auf künstlerische Weise, inwieweit Kunstinstitutionen einen Beitrag zur Meme-Kultur leisten können und sich zugleich analoge Ereignisse im digitalen Raum verselbständigen.
Kurator des Projekts: Linus Lütcke



Über den Künstler
Cem A. ist Künstler und beschäftigt sich schon lange mit anthropologischen Themen. Er ist als Betreiber der Meme-Seite @freeze_magazine und für seine ortsspezifischen Installationen bekannt. Seit seiner Gründung im Jahr 2019 hat sich @freeze_magazine zu einem Instrument für die kreative Zusammenarbeit zwischen Cem A. und anderen Künstler*innen, Forscher*innen und Organisationen entwickelt. Seine Arbeit erforscht Themen wie Überleben und Entfremdung in der Kunstwelt.
Ausgewählte Ausstellungen:
Theory is My Friend, Louisiana Museum, Humlebæk (2023); documenta fifteen, Kassel (2022); Hope You See Me as a Friend, Barbican Centre, London (2022); 14. Biennale junger Künstler, Museum für zeitgenössische Kunst, Skopje (2023); Pleased to Announce..., Versus Art Project, Istanbul (2022) und The Party, Weserhalle, Berlin (2021). Vorträge u.a. Royal College of Art, London; Central Saint Martins, London; HeK Haus der Elektronischen Künste, Basel, HDK Valand Göteborg, Universität der Künste, Berlin und Istanbul Modern, Istanbul. Cem A. ist Mitglied von Hœr NY, einem feministischen, queeren, bisexuellen und lesbischen Kunstkollektiv, das er 2022 zusammen mit Harley Aussoleil und Frances Breden gründete.