Monira Al Qadiri setzt sich intensiv mit den sozialen, kulturellen und ökologischen Dimensionen der Erdölindustrie auseinander. In ihren Arbeiten beleuchtet sie die Verflechtungen zwischen Erdöl als zentralem fossilen Brennstoff des 20. Jahrhunderts und dem Aufstieg des Konsumkapitalismus. Für die Berlinische Galerie hat Al Qadiri mehrere neue Werkgruppen entwickelt. Zentrales Motiv der Ausstellung ist der Öltanker: nicht nur gigantisches Transportmittel auf den Weltmeeren, sondern auch Symbol für machtpolitische Interessen, globale Ungleichheit und ökologische Krisen. Seine monumentale Präsenz erzählt von einer Industrie, die einen komfortablen Lebensstil ermöglicht, jedoch zugleich den Planeten zerstört. Trotz des beginnenden Wandels hin zu erneuerbaren Energien, wirkt das toxische Erbe der Erdölausbeutung fort: im Meer und in der Luft, in Städten, Infrastrukturen und sogar in unseren Körpern.
Alle Ausstellungstexte liegen in Deutsch und Englisch vor.
Es gibt keine Informationen in Leichter Sprache.
Es gibt keine Informationen in Deutscher Gebärdensprache (DGS).
Es finden Bildungsangebote in und mit DGS statt.
In der Ausstellung gibt es Videoarbeiten mit Ton. Es besteht keine Hörverstärkung in Form von Induktionsanlagen und Halsringschleifen.
Die Videoarbeit ist in englischer Lautsprache ohne Untertitel. Es gibt ein Transkript in Deutscher Sprache.
Die Ausstellung ist stufenlos zugänglich. Der Boden ist mit niedrigflorigem Teppich ausgekleidet.
Exponate und Ausstellungstexte sind überwiegend im Sitzen einsehbar und lesbar.
Skulpturen sind über den gesamten Raum verteilt und stehen eng beieinander.
Es gibt eine Sitzgelegenheit. Rollstühle und tragbare Klapphocker können Sie an der Garderobe kostenfrei entleihen.
In der Ausstellung sind Kunstwerke zu deren Schutz nur teilweise hell ausgeleuchtet. Die Ausstellungstexte sind überwiegend visuell kontrastreich gestaltet.
Alle Ausstellungstexte liegen als Broschüre in Großdruck vor. Diese finden Sie am Eingang der Ausstellung.
In der Ausstellung gibt es ein Bodenleitsystem, das den Weg durch einen Teil der Ausstellung vorgibt.
Es gibt keine Tastmodelle.
Informationen zur Zugänglichkeit des Museums finden Sie hier.
Haben Sie weitere Fragen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit? Wenden Sie sich an Andreas Krüger, Referent für Barrierefreiheit und Inklusion, per E-Mail unter krueger@berlinischegalerie.de oder telefonisch unter +49 (0)30-789 02-832.
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Werkgruppen
Den Auftakt bildet die Serie SS Murex (2023): Lichtboxen in Bullaugenform zeigen Archivbilder historischer Öltanker, die alle den Namen Murex tragen – benannt nach einer Stachelschnecke, die einst als Dekorationsobjekt im viktorianischen Zeitalter beliebt war. Bereits 1892 trug einer der ersten modernen Tanker diesen Namen – gebaut von einem Ölkonzern, der auf einen Familienbetrieb im Muschelhandel zurückging. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden Hunderte von Öltankern nach Muschel- und Schneckenarten benannt.
Zentrales visuelles Statement des Hauptraums ist das monumentale Wandgemälde Hero (2025), das die Seitenansicht eines gigantischen Öltankers in dramatischen Schwarz- und Rottönen zeigt. Es strahlt industrielle Macht aus – zugleich fesselnd und bedrohlich – und kommentiert die strategische Bedeutung von Erdöl im geopolitischen Machtgefüge.
Am Ende dieses Ausstellungsraums tritt der Bug eines Tankers plastisch hervor: Bulbous Bow (2025), eine großformatige Skulptur aus Fiberglas, greift die charakteristische Form des sogenannten Wulstbugs auf – einer technischen Konstruktion, die dazu dient, den Wasserwiderstand zu verringern und die Seegängigkeit von Schiffen zu verbessern.
Für die Arbeit Seasons in Hell (2025) verteilen sich elf adaptierte Tankermodelle wellenförmig im Raum und agieren als Erzähler geologischer und menschlicher Geschichte.
Abgeschlossen wird die Ausstellung durch die neue Videoarbeit Oh Body of Mine (2025, 10 Min.), in der sich Al Qadiri einer Abwrackwerft für ausgediente Supertanker in Bangladesch nähert. Die Zerlegung ausgedienter Schiffe ist ein Wirtschaftszweig, der vor allem in Ländern des sogenannten Globalen Südens angesiedelt ist. Auch ein Großteil europäischer Schiffe wird in den drei größten Strandwerften in Bangladesch, Indien und Pakistan zerlegt. Aufgrund der zahlreich verbauten toxischen Stoffe handelt es sich um einen komplexen und gefährlichen Vorgang, sodass die sozialen und ökologischen Belastungen mitexportiert werden. Al Qadiris Aufnahmen zeigen apokalyptisch anmutende Szenen, unterlegt von einer Adaption von Arthur Rimbauds Gedicht „Das trunkene Schiff“ (1871), und dienen als düsterer Abschluss der vielschichtigen Installation.
Podcast #22
Thomas Köhler im Gespräch mit Monira Al Qadiri und Kuratorin Anne Bitterwolf (in englischer Sprache)
Monira Al Qadiri (*1983 in Senegal) wuchs in Kuwait auf. Sie promovierte in Japan und lebt in Berlin. Ihre Arbeiten waren in bedeutenden internationalen Ausstellungen wie der Venedig-Biennale „The Milk of Dreams" (2022) zu sehen. Wichtige Einzelausstellungen umfassen „Mutant Passages" im Kunsthaus Bregenz (2023), „The Archaeology of Beasts" im BOZAR in Brüssel (2024) sowie „Deep Fate" im Museum of Contemporary Art Kiasma in Helsinki (2025).