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Rückblick

Hans
Uhlmann

Experimentelles Formen

Schwarz-Weiss-Fotografie von Hans Uhlmann in seinem Atelier. Um den Künstler herum sind viele Metall-Skulpturen im Entstehungsprozess zu sehen.

Ewald Gnilka, Ohne Titel (Hans Uhlmann in seinem Atelier), um 1954

© Rechtsnachfolger*innen Ewald Gnilka/VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Hans Uhlmann gehört zu den wichtigsten Bildhauer*innen und Zeichner*innen der westdeutschen Nachkriegsmoderne. Seine Werke sind in zahlreichen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten und als Kunst am Bau prägen seine Skulpturen öffentliche Räume im In- und Ausland bis heute. Trotz dieser weiten Verbreitung seiner Werke, ist Uhlmann einer breiten Öffentlichkeit heute nicht mehr bekannt. Mit einer Auswahl von rund 80 Skulpturen und grafischen Arbeiten sowie Dokumenten aus dem Nachlass des Künstlers gibt die Ausstellung „Hans Uhlmann. Experimentelles Formen“ einen Überblick über Uhlmanns künstlerisches Schaffen von den 1930er bis 1970er Jahren.

  • Alle Ausstellungstexte liegen in Deutsch und Englisch vor.
  • In der Ausstellung gibt es keine Informationen in Leichter Sprache.
  • In der Ausstellung gibt es keine Informationen in Deutscher Gebärdensprache (DGS).
  • Es finden Bildungsangebote in und mit DGS statt.
  • In der Ausstellung gibt es Videomaterial mit deutscher Lautsprache und englischen Untertiteln. Der Ton ist über Kopfhörer verfügbar.
  • Es besteht keine Hörverstärkung in Form von Induktionsanlagen und Halsringschleifen.
  • Die Ausstellung ist stufenlos zugänglich.
  • Exponate und Ausstellungstexte sind überwiegend im Sitzen einsehbar und lesbar. Vitrinen haben eine Standardhöhe von 78 cm und sind unterfahrbar.
  • Es gibt keine Sitzgelegenheiten. Rollstühle und tragbare Klapphocker können Sie an der Garderobe kostenfrei entleihen.
  • In der Ausstellung sind Kunstwerke zu deren Schutz nur teilweise hell ausgeleuchtet. Die Ausstellungstexte sind überwiegend visuell kontrastreich gestaltet.
  • Alle Ausstellungstexte liegen als Broschüre in Großdruck vor. Diese finden Sie am Eingang der Ausstellung.
  • In der Ausstellung gibt es kein Bodenleitsystem und keine Tastmodelle.

Haben Sie weitere Fragen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit? Wenden Sie sich an Andreas Krüger, Referent für Barrierefreiheit und Inklusion, per E-Mail unter krueger@berlinischegalerie.de oder telefonisch unter +49 (0)30-789 02-832.

Trailer

Angebote zur Ausstellung

Kapitel der Ausstellung

Die vier Kapitel „Durch Draht geformte Räume“, „Tanz und Bewegung“, „Überwindung der Materie“ und „Neue Astronomie des Raumes“ führen chronologisch durch Uhlmanns unterschiedliche Werkphasen. Die drei Kapitel „Ausstellungsmacher und Netzwerker“, „Internationale Erfolge“ und „Berliner Großprojekte“ stellen Hans Uhlmann als Kurator, international gefeierten Künstler und Urheber wichtiger Kunst am Bau-Projekte vor.

Hans Uhlmann kommt auf Umwegen zur Kunst. Zunächst studiert er Maschinenwesen an der Technischen Hochschule und arbeitet nach seinem Studium als Ingenieur. Nach Feierabend versucht er sich als Bildhauer und nimmt gelegentlich an Ausstellungen teil. Im Oktober 1933 wird Uhlmann, damals Mitglied der KPD, von der Gestapo festgenommen. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wird er zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während seiner Haftzeit zeichnet Uhlmann und entwickelt die Idee einer „Drahtplastik“, die er nach seiner Haftentlassung plastisch umsetzt. Sein Frühwerk blieb für Uhlmann zeit seines Leben sehr bedeutend: „Als Grundlage meiner gesamten späteren Arbeit ist sie die wichtigste Periode meiner künstlerischen Entwicklung.“

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entscheidet sich Uhlmann bewusst dafür, den Ingenieursberuf aufzugeben. Er möchte nur noch als Künstler tätig sein. Darüber hinaus ist er im Nachkriegs-Berlin als Ausstellungsmacher aktiv: zunächst für das Bezirksamt Steglitz und später für die Galerie Gerd Rosen. Uhlmann nimmt damit nicht nur als Künstler, sondern auch als Vermittler Einfluss auf das West-Berliner Kunstleben. Seine Arbeiten aus den Jahren nach 1945 zeichnen sich durch eine große Experimentierfreude aus, insbesondere im Umgang mit unterschiedlichen Materialien. Neben vollplastischen Gipsfiguren und Bronzen entwickelt Uhlmann auch seine Drahtplastiken weiter. Der feine Draht wird allerdings durch dickere Eisenstäbe ersetzt, die der Künstler derartig verformt, dass sie wie in den Raum gezeichnete Figuren ergeben. Vorrangig widmet sich Uhlmann den Themen „Tanz“ und „Bewegung“.

1950 beginnt Uhlmann an der Hochschule für bildende Künste (heute: Universität der Künste) in Berlin-Charlottenburg zu unterrichten. Er übernimmt zunächst als außerordentlicher Professor den vorbereitenden Vorkurs. Die Anstellung an der Hochschule bietet Uhlmann finanzielle Sicherheit und eröffnet ihm künstlerisch neue Möglichkeiten. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit steht ihm ein großes Atelier zur Verfügung, das ihm auch technisch ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten bietet. In der Folge werden seine Plastiken deutlich größer. Künstlerisch lösen sich Uhlmanns Arbeiten in den 1950er Jahren immer stärker von gegenständlichen Bezügen. Auch die Frage des Materials scheint für ihn geklärt. Für seine Skulpturen nutzt er nun ausschließlich Metall. Thematisch widmet er sich weiterhin der Frage nach der Darstellung von Bewegung und der Überwindung der Materie.

In den 1950er Jahren versuchte sich Westdeutschland im Ausland als freie und demokratische Nation zu präsentieren. Bildende Kunst spielte bei der Vermittlung dieses Images eine zentrale Rolle. Insbesondere durch Förderung von moderner und ungegenständlicher Kunst, die durch das NS-Regime als „entartet“ diffamiert wurde, versuchte man das Bild eines modernen Staates zu unterstreichen. In diesem Kontext gelang Hans Uhlmann auch der internationale Erfolg. Mit seinen abstrakten Metallarbeiten wurde er weltweit als Repräsentant einer jungen, deutschen Kunst inszeniert. Seine Werke wurden auf internationalen Ausstellungen wie der Biennale di Venezia, der Biennale de São Paulo, der documenta sowie unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art gezeigt.

In den 1960er Jahren ist Uhlmann stark mit der Realisierung von Kunst am Bau-Projekten beschäftigt. Diese Aufträge beeinflussen auch seine kleinformatigen Plastiken, die jetzt deutlich kompakter werden. Auch sind sie weniger verspielt als die Drahtkompositionen der 1950er Jahre. Formal beschäftigt sich Uhlmann in seinem Spätwerk mit den Themen „Turm“ und „Säule“. Aber anders als die Titel vermuten lassen, handelt es sich bei diesen Skulpturen nicht um massive Blöcke, sondern um ein Innenleben herum konstruierte Räume. Wie in seinem Frühwerk interessiert sich Uhlmann auch in seinen späten Plastiken für die Durchlässigkeit. Während seine frühen Zeichnungen sehr eng mit seinen bildhauerischen Arbeiten verbunden waren, lösen sich seine späten Kreidezeichnungen zunehmend von seinen Skulpturen. Die Zeichnungen der 1960er Jahre bilden einen eigenen Werkkomplex. Für Uhlmann waren die Zeichnungen ein wichtiges künstlerisches Mittel, um sich spontan auszudrücken. Diese Spontanität war in der Arbeit an seinen streng konzipierten Plastiken kaum möglich.

Uhlmann ist als Künstler für Kunst am Bau-Projekte in den 1950er und 1960er Jahren sehr gefragt. Insgesamt 17 öffentliche Auftragsarbeiten entstehen zwischen 1954 und 1972 und sind bis heute in westdeutschen Städten und auch in Rom, Italien, zu sehen. Auch im westlichen Teil Berlins zieren insgesamt vier großformatige Plastiken markante, urbane Plätze: „Concerto“ (1954) im Foyer zum Konzertsaal der Universität der Künste, die Skulptur am Hansaplatz (1958), vor der Deutschen Oper (1960/61) und auf dem Dach der Berliner Philharmonie (1963). In den 1950er und 1960er Jahren waren diese Arbeiten Ausdruck eines allgemeinen Modernitätsstrebens, das West-Berlin prägte.

Kooperations- und Medienpartner

Ausstellung mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins Berlinische Galerie e.V.