Zum 125. Geburtstag von Conrad Felixmüller (1897–1977) präsentiert die Berlinische Galerie in einem Raum der Dauerausstellung 37 grafische Arbeiten und Archivmaterial aus der Sammlung Wilke. Hans-Jürgen Wilke war der letzte Drucker Felixmüllers und hat mit ihm von 1970 bis zu dessen Tod 1977 zusammengearbeitet. Wilkes umfangreiche Sammlung an Druckgrafiken zeigt das vielseitige Werk Felixmüllers, der zwei Weltkriege und unterschiedliche politische Systeme miterlebt hat. Im Zentrum seiner Darstellungen stand immer der Mensch. Ergänzt werden die Leihgaben durch ein Aquarell und ein Gemälde aus der Sammlung der Berlinischen Galerie.
Ausgestellte Werke
Selbstporträts ziehen sich durch das gesamte Werk von Conrad Felixmüller und verdeutlichen seine künstlerische Entwicklung von einer expressiven Bildsprache hin zu klaren Formen. Ab Mitte der 1920er Jahre fertigte Felixmüller zudem viele repräsentative Bildnisse von Intellektuellen und Sammler*innen wie Carl Sternheim oder Max Liebermann an. Diese großen Porträtholzschnitte gelten als Höhepunkte seines druckgrafischen Werks.
1920 wurde Felixmüller der Sächsische Staatspreis verliehen, der in der Regel mit einem zweijährigen Aufenthalt in Rom verbunden war. Der Künstler nutzte das Stipendium jedoch alternativ für einen längeren Aufenthalt im Arbeitermilieu im Ruhrgebiet. Die dort entstandenen sozialkritischen Bilder, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind, veranschaulichen die teils prekären Arbeits- und Lebensbedingungen des Proletariats.
Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich den Landschafts- und Stadtansichten. Nachdem die Berliner Atelierwohnung des Künstlers 1944 zerbombt wurde, zog er nach Tautenhain in die sächsische Provinz. Felixmüller interessierte sich sehr für das ländliche Leben und die der Dorfbewohner*innen und hielt dieses in vielen Druckgrafiken fest. 1961 kam er nach Berlin und widmete sich in den letzten Schaffensjahren vermehrt urbanen Motiven.
Biografie
Conrad Felix Müller, der ab 1917 den Künstlernamen Felixmüller annimmt, wurde am 21. Mai 1897 in Dresden geboren. Früh bemerkte er seine Leidenschaft für die Zeichnung und konnte durch eine Sondererlaubnis von Carl Bantzer schon mit 15 Jahren in dessen Malklasse an der Königlichen Kunstakademie in Dresden studieren.
Als Autodidakt eignete Felixmüller sich verschiedene grafische Techniken an. Mit 18 Jahren ließ er sich als freischaffender Maler in Dresden nieder und wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Wortführer des Expressionismus. Er veröffentlichte Aufsätze und Druckgrafiken in politisch links ausgerichteten Zeitschriften wie „Der Sturm“ oder „Die Aktion“. Als sich seine revolutionären Vorstellungen nicht erfüllten, beendete er seine politischen Aktivitäten und distanzierte sich zunehmend von seinem expressionistischen Frühwerk.
Von 1934 bis 1941 wohnte Felixmüller mit seiner Frau Londa und seinen zwei Kindern Titus und Luca in Berlin. Wegen seiner früheren politischen Haltung wurde er von den Nationalsozialist*innen zunehmend aus dem Kunstbetrieb ausgegrenzt. 40 seiner Bilder wurden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in Dresden gezeigt und über 150 Werke aus deutschen Museumssammlungen beschlagnahmt.
1949 erhielt Felixmüller eine Professur für Malen und Zeichnen an der Martin-Luther-Universität in Halle. 1961 zog er zurück nach Berlin in den Bezirk Köpenick. Da sich seine Arbeiten auch in der DDR nicht mit der offiziellen Staatskunst in Einklang bringen ließen, reiste der Künstler 1967 in den West-Berliner Bezirk Zehlendorf aus. Dort verstarb er kurz vor seinem 80. Geburtstag am 24. März 1977.