Das Nikolaiviertel wurde während des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört. Bis in die 1960er Jahre lehnten Stadtplaner*innen der DDR eine Rekonstruktion alter Strukturen ab. Ein nicht realisierter Wettbewerbsentwurf des Kollektivs Kosel von 1958 sah an dieser Stelle ein Hafenbecken für Ausflugsdampfer vor. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins wurde 1978 der Wiederaufbau nach historischem Vorbild beschlossen und umgesetzt.
Das linke Tastmodell vermittelt das Viertel nach einem Plan von 1856. Farblich und taktil abgesetzt sind Bauten, die in den 1980er Jahren originalgetreu wiederaufgebaut wurden. Einen Eindruck der Vision zur Verbreiterung der Spree gibt das mittlere Modell. Ganz rechts lässt sich die rekonstruierte Stadtstruktur ertasten.
Modell+Design, Technische Universität Berlin
Entwurf: Anastasia Kuznetsova
Beschriftungen der Modelle von links nach rechts
- 1856
- 1958 (nicht realisiert)
- 1983
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Die Stadt als Ganzes
Im Unterschied zu West-Berlin hielt der Ostteil der Stadt in den 1980er Jahren auch weiterhin am Bau industriell gefertigter Großwohnsiedlungen fest. Hintergrund war die anhaltende Wohnungsnot, der die DDR-Führung zwischen 1976 und 1990 mit dem Bau von bis zu 230.000 neuen Wohnungen begegnen wollte. 1987, zur 750. Geburtstags-feier Berlins, sollte ein Großteil dieses Bauprogramms umgesetzt sein. Zu diesem Anlass war die öffentlichkeits-wirksame Präsentation der erbrachten Leistungen geplant. Sowohl im innerstädtischen Bereich als auch auf freiem Feld entstanden Neubauanlagen, etwa in Prenzlauer Berg (Ernst-Thälmann-Park), Neu-Hohenschönhausen und Marzahn. Ihre städtebauliche Gestaltung prägen meist sechs- oder elfgeschossige Hochhäuser, die sich um individuell angelegte, heute bedrohte oder bereits abgerissene Versorgungsbauten gruppieren. 1976, mit der Wiedereröffnung des Bauhaus-Gebäudes in Dessau erkannte die DDR ihr bis dahin missachtetes Bauhauserbe offiziell an. Dadurch erhielt der von modernen Architekturprinzipien der 1920er Jahre abgeleitete Plattenbau neue Legitimation.