Isoliert

Kunst im Verborgenen 1933 – 1945

Zeichnung von Hans Uhlmann, Tuschfeder und Aquarell auf Papier, 10,7 x 14,7 cm

Hans Uhlmann, Ohne Titel, um 1934

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Repro: Kai-Annett Becker

Diese Zeichnung zeigt den Entwurf für eine Skulptur. Graue Ringe, die an ein Drahtgeflecht erinnern, bilden das Gerüst eines Kopfes. Haare, Augen, Nase und Mund sind durch darüber liegende rötliche Bänder dargestellt. Eine Notiz in Bleistift am unteren Bildrand lautet: „Meinem lieben Jörn – danke für deinen Besuch! Deine Hildegard.“

Die Wanderausstellung „Entartete Kunst“, die 1938 auch in Berlin Station machte, diffamierte die gesamte Moderne als Ausdruck der „Verfallszeit“ der Weimarer Republik. Zeitgleich propagierten die Nationalsozialist*innen in Ausstellungen wie der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ die vom Regime erwünschte und erzwungene Kunst – „arische“ Werke im Dienst einer mörderischen Rassenideologie.

Gemälde von Theodor Werner, Mischtechnik auf Leinwand, 114 x 146 cm

Theodor Werner, Pierrot Iunaire, 1944

© unbekannt

Nur wenige leisteten aktiven Widerstand wie der Bildhauer Hans Uhlmann, der sich an politischen Aktionen gegen die Nationalsozialist*innen beteiligte. Er wurde 1933 festgenommen und saß zwei Jahre in Haft. Dort zeichnete er Entwürfe für Skulpturen, die er nach seiner Entlassung in die Tat umsetzte – im Geheimen und vollkommen isoliert, so wie seine Freundin Jeanne Mammen, die ebenfalls im Verborgenen arbeitete. Ihre Gemälde aus der Zeit des Nationalsozialismus orientieren sich an Pablo Picasso und der Bildsprache der als „entartet“ verfemten Avantgarde. Sie sind, ebenso wie die Aquarelle und Gemälde von Hannah Höch aus jenen Jahren, berührende Zeugnisse der Isolation. Trotz aller Gefahren erhielten diese Künstler*innen die eigene künstlerische Existenz aufrecht und suchten nach Ausdrucksformen, um die Schrecken der Diktatur und des Zweiten Weltkriegs zu fassen.