Ein Russe in Berlin:
„Synthetischer Musiker“

Iwan Puni (1892 – 1956)

Gemälde von Iwan Puni, Öl auf Leinwand, 145 x 98 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Ölgemälde eines Musikers vor hellblauem Hintergrund. Das Gesicht ist sehr fein gehalten, mit einem in sich gekehrten Ausdruck. Eine Körperhälfte ist in geometrische Formen zergliedert. Das aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzte Instrument in seinen Armen besitzt Saiten, Tasten und mehrere Klangkörper.

Iwan Puni (1892 – 1956) kam 1920 nach Berlin. Die Stadt war für ihn eine Zwischenstation auf seiner Flucht aus Sowjetrussland, bevor er in seine Wahlheimat Paris übersiedelte. In Russland hatte Puni wichtige Avantgardeausstellungen organisiert, die den Übergang vom Kubismus und Futurismus zur radikal gegenstandslosen Kunst des Suprematismus zeigten. Auch in Berlin nahm er aktiv am Kunstleben teil. Gleich 1921 hatte er eine Einzelausstellung in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm. Er verwandelte die Räume in ein Gesamtkunstwerk und ließ kubistisch gekleidete Sandwich-Männer auf dem Kurfürstendamm laufen.

Sein „Synthetischer Musiker“ setzt sich aus abstrakten Flächen und gegenständlichen Elementen zusammen. Mit übergroßen Gamaschenschuhen und dem kleinen Bärtchen erinnert die Figur an den Stummfilmstar Charlie Chaplin. Das Bild wurde 1922 auf der Großen Berliner Kunstausstellung in der Abteilung der Novembergruppe gezeigt und erregte großes Aufsehen. Kurz darauf nahm Puni an der legendären Ersten Russischen Kunstausstellung in der Galerie van Diemen teil, die dem Berliner Publikum zum ersten Mal einen umfassenden Überblick über die russische Kunst präsentierte.

Synthetischer Musiker
1921
Öl auf Leinwand
145 x 98 cm
Erworben aus Spenden und Mitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, 1991

Iwan Puni
(1894 Kouokkala, Finnland – 1956 Paris)

Iwan Puni kam 1920 für drei Jahre nach Berlin, bevor er 1924 in seine Wahlheimat Paris übersiedelte. In Russland hatte er 1915 und 1916 die beiden zentralen Ausstellungen der russischen Avantgarde – „Tramway V“ und die letzte futuristische Ausstellung „0,10“ – organisiert, die den Übergang von Kubismus und Futurismus zur gegenstandslosen Kunst des Suprematismus vollzogen. Puni gehörte zu den Unterzeichnern des suprematistischen Manifests. In Berlin nahm er u.a. an der Ersten Russischen Kunstausstellung in der Galerie van Diemen und Ausstellungen der Novembergruppe teil.

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